Tottenham zittert um seinen Sohn

von Redaktion

Darauf kommt es beim Transfer von London-Liebling Harry Kane zu den Bayern an

VON JOHN CROSS

München – In England würden wir jemanden wie Harry Kane, der beim FC Bayern ganz oben auf der Einkaufsliste steht, „Home Bird“ nennen. Schlägt man das im Wörterbuch nach, heißt es: „eine Person, die nur ungern ihre Heimatstadt oder ihr Elternhaus“ verlässt. Tottenham ist schon lange Kanes Heimat. Dort lebt er mit seiner Ehefrau Kate und ihren drei Kindern – bald werden es vier sein – in unmittelbarer Nähe zum Trainingsgelände, fühlt sich pudelwohl. Er hat zudem eine eigene Stiftung gegründet, und wenn er vor die Medien tritt, dann stets mit einer klaren Meinung. In etwa so wie gegen Ende der vergangenen Saison.

Schonungslos ehrlich sprach der Kapitän der englischen Nationalmannschaft über die Versäumnisse bei den Spurs. Man spürte seine Frustration, aber auch seinen Wunsch, endlich Titel zu gewinnen. Und genau hier kommt Bayern München ins Spiel. Kane könnte zwar ein Jahr warten und dann ablösefrei zum bestbietenden Club mit dem besten Gehaltsangebot wechseln. Nur: Kann er wirklich noch ein Jahr warten? Zur Erinnerung: Kane wird nächsten Monat 30…

Dadurch, dass er so loyal zu Tottenham ist, dort jedoch keine Titel gewinnt und nur sehr unregelmäßig auf der großen Bühne spielt, wird Harry oftmals außer Acht gelassen, wenn die Rede von den besten Stürmern der Welt ist. Kane gehört aber sehr wohl zur absoluten Weltklasse – und möchte auch, dass man ihn dort wähnt. Seine Torrekorde (er ist Rekordtorschütze der Spurs, für den Premier-League-Rekord von Alan Shearer benötigt er noch lediglich 47 Tore) sind für ihn wertvoll, langsam aber nicht genug. Rekorde werden schließlich eines Tages überboten, während Titel für immer bleiben.

Genau deswegen drängte Kane vor zwei Jahren darauf, die Spurs Richtung Manchester City zu verlassen. Für viele war das ein Schock, da sich niemand vorstellen konnte, dass er so etwas tun würde. Tottenhams Boss Daniel Levy blieb allerdings standhaft und scheint sich auch aktuell im Fall der Bayern nicht allzu sehr verbiegen zu wollen. Das könnte sich jedoch ändern, sollte Kane jetzt, wo sein Vertrag ausläuft, erneut auf einen Wechsel drängen – zumal Tottenham seinen Superstar nicht an einen Rivalen aus der Premier League verkaufen würde.

Es liegt also an Kane. Tottenham setzt erneut auf seine Loyalität. Tottenham weiß aber auch, dass es heuer nicht für Europa gereicht hat. Dass der neue Trainer Ange Postecoglou eine Wundertüte ist. Und dass jemanden wie Kane so etwas ganz und gar nicht gefällt. Ein Perfektionist, wie er es ist, der selbst an seiner Elfmetertechnik feilt, will gerade mit knapp 30 Jahren nichts dem Zufall überlassen, wenn es um seine Karriere geht.

Dass er mit seinem Unternehmen „Edward James Investment“ ein Immobilienportfolio im Wert von 15 Millionen Euro aufgebaut hat, zeigt in etwa, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Dass er schon mal über seinen Traum gesprochen hat, sich nach der Fußballerkarriere den Traum des NFL-Kickers erfüllen zu wollen und man es ihm aufgrund seiner geradlinigen Art auch abnimmt, ebenso. Und all das klingt doch schon sehr nach einem Spieler ganz im Sinne des FC Bayern, jenes Clubs, der wie Kane ebenfalls für diese Werte weltweit bekannt ist. Zumal dort ein gewisser Thomas Tuchel am Werk ist, der ihn gut kennt und der Schlüssel für den Transfer sein könnte.

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