München – Lockerere Stimmung als bei anderen Wettbewerben. Spaßiger. Das wird dem Munich Mash nachgesagt. Es stimmt auch, beteuern alle Athleten – außer in einem Moment. Bei den Skateboarderinnen und Skateboardern etwa ist es der Moment, wenn sie meterhoch in der Luft stehen und tausende Blicke auf ihnen liegen. „Dann ist es doch nur Theorie“, meint Tyler Edtmayer zu der lockeren Stimmung und mit Blick auf die Zuschauer: „Die will man nicht enttäuschen.“ Edtmayer ist gebürtiger Lenggrieser, das Mash sein Heim-Auftritt und für ihn „ viel Druck“.
Enttäuscht hat er aber nicht. Und den Druck ließ er sich in den 45 Sekunden, aus denen die Läufe bestehen, auch nicht anmerken. So zügig reihte der 22-Jährige die Tricks aneinander, dass die Kommentatoren über die Lautsprecher kaum hinterherkamen, sie an das Publikum durchzugeben. Gedrängt saßen die Menschen auf der Wiese mit Blick auf die Skateboard- und BMX-Ramp, die auf dem Olympiasee schwamm. 45 000 kamen allein am Samstag in den Park. Denen unter ihnen, die mit Skateboard ausgerüstet waren, dürften die englischen Namen der Tricks etwas gesagt haben – gejubelt haben bei den Sprüngen und Drehungen alle.
Am Ende jubelte Edtmayer auch selbst. „Ich bin so zufrieden, wie man sein kann“, sagte der Olympia-15. von 2021 nach seinem dritten Platz. Auch 2022 war er beim Mash schon auf dem Podest gelandet. Mehr beeindruckt haben die Juroren nur die Spanier Danny Leon (28) und Jaime Mateu (27). Letzterer hat weiter daran gearbeitet, zum Publikumsliebling auf dem Mash zu werden. Zwar gewann er diesmal „nur“ den Best-Trick-Wettbewerb und nicht wie 2022 beide – doch er ist der Skater, der den Fans die meisten Ausrufe entlockt.
In der Qualifikation absolvierte er einen Lauf mit dem Shirt über dem Kopf – und im Best-Trick-Wettbewerb stürzte er sich mehrmals aus 4,20 Metern Höhe mit seinem Skateboard unter den Füßen im freien Fall nach unten. Zwar stand er diese Versuche nicht – doch sein zuvor gezeigter „Frontside-Blunt Indy-Grab“ reichte für den Sieg: Dabei war er auf einer Tonne gelandet, die auf der höchsten Plattform stand und zurück in die Ramp gehüpft.
Wie er auf diese Aktionen kommt? „Ich mache es, weil ich es fühle. Der Unsinn entsteht in meinem Kopf“, sagte er danach: „Wie Bruce Lee sagte: Fließe wie Wasser.“ Das Zitat der verstorbenen Kampfsportikone lautet zwar: „Sei Wasser“, doch der Wortdreher war wohl dem Gemisch aus Rest-Adrenalin und Hektik zwischen Sektdusche, Autogrammen und Interviews geschuldet.
Lee meinte damals, so anpassungsfähig wie Wasser zu sein. Etwas, das auch die Akteure nach den Skatern verkörpern. Erstmals zeigten die Street Dancer am Samstag als vierte Sportlergattung ihr Können auf dem Mash. In Dance Battles (Tanzwettbewerben) mussten die Tänzer, deren Sport 2024 olympisch ist, zur Musik improvisieren. Mit Verrenkungen und Drehungen auf dem Kopf begeisterten sie die Zuschauer am Theatron. Sieger des Paar-Wettbewerbs 2vs2 wurden Lil Zoo (Österreich) und Phil Wizard (Kanada), beim sogenannten 7-to-smoke gewann Candyman (Frankreich).