München – Wer das deutsche Galopp-Derby wie der in München trainierte Fantastic Moon am vergangenen Sonntag gewinnt, schreibt per se Turf-Geschichte: Weil in dem seit vielen Jahren in Hamburg ausgetragenen Gruppe I-Rennen ausschließlich drei Jahre alte Pferde starten dürfen, kann das Rennen jeder Teilnehmer nur einmal bestreiten – noch wichtiger als die für deutsche Verhältnisse immense Siegprämie von 390 000 Euro ist also das mit dem Rennen verbundene enorme Renommee für alle, die für den Erfolg verantwortlich sind, in erster Linie Jockey und Trainer.
Genau deswegen hat der Erfolg von Fantastic Moon vom Sonntag eine weitere historische Dimension: Mit Sarah Steinberg gewann bei der 154. Auflage zum ersten Mal eine Trainerin das Derby. Nach vielen Gruppe-Siegen zuvor etablierte sich die 35-Jährige endgültig im Kreis der deutschen Spitzentrainer. „Ich bin überglücklich“, sagte die Trainerin unmittelbar nach dem Rennen.
Der Derbysieg gilt als Gütesiegel und der Auftritt des ersten Münchner Siegers seit 77 Jahren fiel eindrucksvoll aus. Mit zweieinviertel Längen Vorsprung auf den Zweiten Mr Hollywood gelang Fantastic Moon ein „leichter“ Sieg, wie es im offiziellen Richterspruch hieß. Die lange Zeit ungeklärte Frage, ob der Hengst die relativ weite Derby-Distanz von 2400 Metern würde bewältigen können, war eindeutig beantwortet. Steinberg hatte offenbar befürchtet, der Dreijährige könnte sich zu früh verausgaben. Fantastic Moon „hat so ein Riesenherz, er ist oft so eifrig“, deutete die Trainerin an. Als ausschlaggebend führte sie den optimalen Rennverlauf an. Jockey Rene Piechulek habe „ihn gut versteckt“. Der Reiter war mit dem Hengst erst zu Beginn der Zielgeraden ganz nach außen gezogen und dann mit viel Speed am gesamten Feld vorbei. Durch den Schwenk auf die Außenbahn dürfte Fantastic Moon deutlich mehr als 2400 Meter zurückgelegt haben.
Von einem „unglaublich tollen Rennen“ sprach der Jockey selbst, obwohl er mit dem späteren Sieger lange an vorletzter Stelle im 20-köpfigen Feld gelegen hatte, also fast zu weit hinten. „Ich habe den Gang der Dinge abgewartet, auch wenn es gar nicht so geplant war. Fantastic Moon ging sehr entspannt, was sich am Ende ausgezahlt hat“, sagte Piechulek.
Und die Besitzer? „Für mich geht ein Lebenstraum in Erfüllung“, erklärte der Bad Harzburger Unternehmer Lars-Wilhelm Baumgarten. Vor zwei Jahren hatte er die aktuell 22 Personen umfassende Besitzergemeinschaft Liberty Racing gegründet, zur selben Zeit Fantastic Moon bei einer Jährlingsauktion für 49 000 Euro gekauft. Zu den Mitgliedern zählt übrigens Michael Vesper, der Präsident des Dachverbands Deutscher Galopp. Kein Zweifel: Das Team um Sarah Steinberg ist ganz oben angekommen. CHRISTIAN WANNINGER