Plan B? Plan A!

von Redaktion

Bayern will Kane unbedingt dieses Jahr – an 2024 denkt niemand

VON HANNA RAIF, MANUEL BONKE UND PHLIPP KESSLER

München – Es ist ja nicht so, als sei die Sache noch nicht da gewesen. Tagelang war Harry Kane vor rund zwei Jahren nicht zum Training von Tottenham Hotspur erschienen, weil er halt einmal nicht den Muster-Profi mimen konnte. ManCity wollte ihn verpflichten, der Stürmer wollte weg, warum es also nicht mit einem Streik probieren? Der von Verzweiflung getriebene Plan war vielleicht durchdacht, ging aber nicht auf. Bis heute spielt Kane, inzwischen 29 Jahre alt, bekanntlich bei seiner alten Liebe, den Spurs. Die Frage ist nur: wie lange noch?

Auch wenn der optimale Zeitplan es vorgesehen hätte: Stand gestern, zum Start der Vorbereitung, konnte sie noch nicht beantwortet werden. Und es sieht auch nicht danach aus, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert. Für Kane, den Wunschstürmer des FC Bayern, heißt der Ist-Zustand, dass er Geduld haben muss. Zum Auftakt erschien er am Mittwoch pünktlich, in kurzen Hosen, mit gegeltem Haar und freundlich lächelnd. Da hat einer Lehren aus der Vergangenheit gezogen.

Auch ein erstes Gespräch mit dem neuen Trainer Ange Postecoglou war für gestern angesetzt, ergebnisoffen, hieß es aus England – wobei allen klar ist, dass der Stürmer ein Jahr vor dem Auslaufen seines Vertrages am liebsten nach München möchte. Der Verein will das nicht, hat Kane einen neuen Vertrag mit knapp 25 Millionen Euro Jahresgehalt geboten und hofft. Es wird viel gesprochen, stetig verhandelt, aber bis zu einer Entscheidung bleibt Kane nun erst mal im Kreise des Teams. Auch die Reise nach Australien, Singapur und Thailand tritt er mit an, stets in der Hoffnung, dass die Bayern-Bosse im Hintergrund einen Weg finden, den beinharten Spurs-Präsidenten Daniel Levy von einem Verkauf zu überzeugen.

Daran wird an der Säbener Straße gearbeitet, Tag für Tag, weiter immer weiter. Und über den möglichen Plan B, den die Sport Bild gestern auf den Plan rief, möchte am liebsten niemand sprechen. Natürlich besteht die Option, Kane in einem Jahr ablösefrei zu holen, an der Säbener Straße aber lebt man im Hier und Jetzt – und verschwendet keine Gedanken daran, was in 365 Tagen sein wird. Zu hören ist: Es muss und soll heuer ein Top-Torjäger kommen, denn obwohl man auf Sicht vom Potenzial von Mathys Tel (18) überzeugt ist und Eric Maxim Choupo-Moting (34) ein guter Back-Up ist, fehlt ein Weltklasse-Mann, der den Verein prägt. Mögliche Leihspieler wie Julián Álvarez (Manchester City) oder Duan Vlahovic (Juventus Turin) taugen dazu nur bedingt.

Nach Informationen unserer Zeitung heißt Bayerns Plan B Plan A – weil der Optimismus, Kane in den kommenden Wochen loseisen zu können, ungebrochen groß ist. Der Spieler ist längst überzeugt, dabei ist es trotz des Mega-Angebots seitens Tottenham geblieben. Aber obwohl man zuletzt einen Durchbruch kommen sah, ist noch viel Überzeugungsarbeit vonnöten – sozialer wie finanzieller Art. Man tastet sich ran, auch was die Zahlen betrifft, und zwar nicht – wie öffentlich suggeriert – mit inzwischen zwei Angeboten, die prompt abgeschmettert wurden. Sondern sukzessive, immer weiter, auf Basis ausgesprochener Grundlagen. Die Gespräche zwischen den beiden Clubs sind intensiv.

Das große Problem ist das Zeitmanagement, dessen ist man sich auch bei Bayern bewusst. Trotzdem gibt es wohl noch keine fixe Deadline, an der Planungssicherheit herrschen muss. Man streckt sich in alle Richtungen für den Mann, den man unbedingt haben will. Nur das äußerste Mittel – den Streik – hat diesmal niemand für gut befunden.

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