München – Ein kurzer Griff in die Hosentasche, einmal schnell am T-Shirt gezupft, dann war Sadio Mané bereit für seinen ersten Auftritt der neuen Saison. Kurz vor 10.30 Uhr, also überpünktlich, erschien der Senegalese gestern Vormittag zum medizinischen Check am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder. Seine Laufschuhe trug Mané lässig in der Hand, auf seinem Gesicht konnte man auf dem Weg vom Auto zum Eingang ein kurzes Lächeln erahnen. Als hätte es die Nachrichten, die da am Abend vorher die Runde gemacht hatten, nie gegeben.
Der 31-Jährige kennt die Sachlage freilich schon etwas länger. Denn wie der Kicker berichtet, wurde Mané in einem Gespräch mit den Bossen mitgeteilt, dass der FC Bayern trotz seines bis 2025 laufenden Vertrages ab sofort ohne ihn plant. Auch unsere Zeitung erfuhr, dass der Glaube an eine erfolgreiche Zukunft des eigentlichen Superstars beim FC Bayern in Reihen der Transfer-Taskforce sukzessive gesunken ist. Rechnet man Aufwand – also rund 20 Millionen Euro Jahresgehalt – und Ertrag – also einen Rückrunden-Treffer – gegeneinander auf, hat die Vernunft gesiegt. Mané, vom inzwischen geschassten Sportvorstand Hasan Salihamidzic für rund 32 Millionen Euro aus Liverpool verpflichtet, darf den Verein sofort verlassen. Der Plan ist, das vakante Gehalt anderweitig in den Kader zu investieren.
Interessenten gibt es, vor allem aus Saudi-Arabien. Die Bayern wären wohl mit rund 20 Millionen Euro Ablöse zufrieden, Mané dann in einer Liga mit unter anderem Cristiano Ronaldo und Karim Benzema. Dass ein Wechsel in die Wüste aber gar nicht sein Plan ist, hat der Nationalheld erst vor wenigen Wochen betont. Nach den Länderspielen mit dem Senegal, bevor Mané sich in den Urlaub verabschiedete, wurde er von 2sTV mit den Worten „so Gott will, werde ich zu Bayern zurückkehren“ zitiert. Die „Herausforderung“, die sich in seinem zweiten Jahr in München stellt, wollte er „meistern“. Und er war überzeugt davon, dass das klappen würde.
Es kommt nun wohl anders – und die Situation ist für Mané nicht gerade schön. Jeder Schritt, jeder Pass, jede Geste werden ab sofort beobachtet werden, wenn er mit seinen Kollegen heute an der Säbener Straße schwitzt und ab morgen am Tegernsee auf dem Platz steht. Das Ende in München allerdings passt zur gesamten Zeit im roten Trikot, die für Mané alles andere als erfolgreich verlief. Auch intern wurde sie bereits genau analysiert.
Auf den fulminanten Start mit drei Toren in drei Spielen folgte die Ernüchterung. Eine zu hohe Erwartungshaltung und einige Abseitstore ließen das Selbstbewusstsein schrumpfen, die schwere Verletzung sowie die verpasste WM knabberten danach enorm an Mané. Die Rückkehr auf den Platz gelang nur langsam und schleppend, nach der Kabinen-Prügelei war trotz Reue auch der Unmut im Team groß. Der Tenor: Manchmal muss man sich einfach in die Augen schauen und sagen, was Sache ist. Also: Mané und Bayern – das passt einfach nicht.