Rottach-Egern – Mehr als ein ungläubiges Kopfschütteln hatte Cheftrainer Thomas Tuchel nicht übrig für Leon Goretzka, als er bei der öffentlichen Einheit am Samstag in Rottach-Egern über Probleme mit dem Schuhwerk klagte und seine Treter tauschte. Diese Szene kursiert als Video in den sozialen Medien und gibt Einblicke in das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler: Es ist kompliziert. Das verdeutlichten auch die Aussagen, die Tuchel am Samstag über den Mittelfeldspieler tätigte. Angesprochen auf einen möglichen Abgang Goretzkas, nahm der Bayern-Coach kein Blatt vor den Mund. „Dass er am 1. September noch Spieler des FC Bayern ist, würde ich für keinen Spieler bestätigen. Dafür ist es in der Transferperiode noch viel zu früh und es passieren sehr viele Dinge. Dann stehe ich am Ende da und muss zurückrudern – das hat aber nichts mit Leon zu tun“, begann Tuchel noch zurückhaltend, um dann deutlich zu werden: „Leon hatte, das ist kein Geheimnis, ein unbefriedigendes Ende der letzten Saison. Für sich selbst und uns auch. Er ist wegen seines Status, seines Vertrags und seines Alters jemand, von dem wir viel erwarten: dass er Verantwortung trägt und die Mannschaft trägt. Da ist Luft nach oben und unsere Aufgabe ist, ihm dabei zu helfen.“
Tuchel ging sogar noch einen Schritt weiter und verglich Goretzka mit Lucas Hernandez, der entgegen vereinsinterner Erwartungen zu Paris Saint-Germain wechselte, statt seinen Vertrag zu verlängern: „Es können immer Situationen wie bei Lucas Hernández entstehen, wo Spieler andere Pläne haben. Das habe ich von Leon so nicht gehört, aber es ist auch erst der Anfang der Vorbereitung. Jetzt sind alle Spieler erstmal hier und wollen sehen, was der Trainer plant. Es ist zu früh, um eine endgültige Aussage zu treffen.“ Die interne Haltung des Trainers und der Vereinsverantwortlichen ist klar: Goretzka kann gehen, wenn er einen neuen Verein findet, der eine entsprechende Ablöse zahlt.
MANUEL BONKE