Rottach-Egern – Reger Keeper-Betrieb herrschte am Wochenende auf dem Nebenplatz des FC Rottach-Egern. Unter der Anleitung von Torwarttrainer Michael Rechner schwitzten mit Yann Sommer, Sven Ulreich, Alexander Nübel und Johannes Schenk gleich vier Keeper am Fuße des Wallbergs.
Zuvor hatte sich auch Manuel Neuer ein Bild von den Gegebenheiten am Trainingsgelände gemacht. Obwohl Neuer nicht Teil der Trainingsgruppe war, nimmt er die Hauptrolle im Transfer-Torwart-Theater des FC Bayern ein. Die weiteren Planungen zwischen den Pfosten stehen und fallen mit dem Gesundheitszustand von Neuer nach dessen Schien- und Wadenbeinbruch. Der Kapitän soll wieder die unangefochtene Nummer eins im Bayern-Tor werden – nur niemand kann derzeit prophezeien, wann er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist.
„Wir besprechen alle Facetten des Problems und versuchen uns, da heranzutasten“, sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß und ergänzte: „Was wir gar nicht machen dürfen, ist, den Manuel unter Druck zu setzen, indem wir sagen, dass er am ersten Spieltag im Tor stehen muss. Wenn wir jetzt einen teuren Torwart kaufen würden, dann wäre das auch nicht gut.“ Zuvor verriet Cheftrainer Thomas Tuchel bereits, dass sowohl der Supercup am 12. August gegen RB Leipzig als auch der Bundesliga-Auftakt eine Woche später in Bremen zu ambitionierte Ziele seien: „Das brauchen wir Manu auch nicht auf die Schultern zu legen. Wegen der Schwere und der Ungewöhnlichkeit der Verletzung brauchen wir einfach Geduld und Zeit – auch wenn wir beides nicht im Überfluss haben.“ Für Hoeneß ist klar: Wenn es Manuel Neuer gut gehe, gehe es auch dem FC Bayern gut. Darum muss er auch die anstrengende Reise nach Japan und Singapur nicht mit antreten.
Bleibt die Frage, wie es Sommer mit der aktuellen Situation ergeht? Immerhin wird der Schweizer heftig von Inter Mailand umworben – und soll den Italienern bereits eine mündliche Wechsel-Zusage gegeben haben. „Wie Sie wissen, hat er eine Klausel, dass er gehen könnte, wenn er wollte. Es wird darauf ankommen, wie man mit ihm umgeht. Wir werden offen mit ihm Gespräche führen. Er hat einen super Charakter und wir werden alle Perspektiven berücksichtigen“, sagte Hoeneß und hielt dem Eidgenossen damit die Türe für einen Abgang im Sommer zumindest einen Spalt offen.
Weniger offensiv konnten die Worte von Tuchel interpretiert werden: „Ich glaube, auf der Torhüter-Position macht es im Moment keinen Sinn, etwas zu machen, weil die Situation zu unklar ist.“ Die besten Entscheidungen treffe man, wenn die Rahmenbedingungen klar seien und „das sind sie bei Manuel Neuer einfach noch nicht, um daraus für uns Konsequenzen in irgendeine Richtung abzuleiten.“
Während Sommer also weiter in der Warteschleife hängt, darf Alexander Nübel den Club verlassen. „Bei Alex kennen wir seine Meinung und die seines Beraters. Trotz allem ist er bei uns und sehr positiv gestartet. Aber da kann natürlich auch etwas passieren.“ Hoeneß äußerte sich weniger diplomatisch: „Wir haben seine Entscheidung akzeptiert. Und wenn er einen Verein findet, kann er gehen.“ Aus Bayern-Sicht wäre es wünschenswert Nübel für einen mehrstelligen Millionen-Betrag zu verkaufen (zum Beispiel an Leeds United), statt eine mickrige Leihgebühr in Höhe von 500 000 Euro zu kassieren (zum Beispiel vom VfB Stuttgart).