Fukuoka – Triumphator Florian Wellbrock und Bronzegewinner Oliver Klemet feierten den deutschen Traumstart bei der Schwimm-WM mit einer innigen Umarmung. Bei der Siegerehrung in der Hitze Fukuokas nahmen sie stolz Edelmetall entgegen und posierten dann mit überdimensionalen Bordkarten: „Destination to Paris“. Das Olympia-Ticket ist den beiden Freiwasser-Assen nicht mehr zu nehmen. „Hammer-Ergebnis, ein Bombenstart in diese Weltmeisterschaften“, sagte Wellbrock am Sonntag nach seinem Sieg über zehn Kilometer und dachte dabei auch an Leonie Beck, die tags zuvor ebenfalls Gold gewonnen hatte.
Mit weißem Handtuch zum Schutz vor der Hitze über dem Kopf sprach Wellbrock im Momochi Seaside Park sichtlich gelöst über den beeindruckenden deutschen Erfolg. „Die Freude ist riesig groß“, sagte der 25-Jährige. „Deutschland ist eine Freiwassernation und es ist toll, ein Teil davon zu sein.“ Rang drei für den 21 Jahre alten Klemet zeigte, wie stark das Team auch hinter dem Vorzeigeathleten aufgestellt ist.
„Unbeschreiblich“, sagte der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimm-Verbandes, Christian Hansmann. „Wir haben gehofft, dass es für eine Medaille reicht. Aber dass es für zwei Medaillen reicht und dann auch noch Gold und Bronze: Hut ab, ganz starke Leistung!“ Wellbrock gewann in 1:50:40,3 Stunden souverän und feierte seinen insgesamt fünften Titel bei Schwimm-Weltmeisterschaften.
Mit dem Olympia-Ticket in der Tasche können er, Klemet und Beck, die das Männerrennen als Zuschauerin verfolgte und Wellbrock lächelnd gratulierte, das kommende Jahr nun deutlich selbstbestimmter angehen. Bei den terminlich ungünstig gelegenen Weltmeisterschaften im Februar in Katar, bei denen weitere Paris-Startplätze vergeben werden, müssen sie nicht in Topform antreten. Sie könnten die WM sogar auslassen. Auf die Frage, ob die Medaille oder die Paris-Qualifikation wertvoller sei, sagte Klemet sogar: „Für mich die Qualifikation für die Olympischen Spiele.“ Beck und Wellbrock sahen das ähnlich.
Der gebürtige Bremer und Klemet ließen sich am Sonntag weder vom warmen Meereswasser mit offiziell 25,9 Grad noch von deutlich über 30 Grad Außentemperatur bei starker Sonneneinstrahlung beeindrucken. Wie schon bei seinem Freiwasser-Olympiasieg in Tokio 2021 steckte Wellbrock die schwierigen Bedingungen ganz stark weg und ließ der Konkurrenz keine Chance. Er setzte sich direkt an die Spitze und zog auf der letzten Runde davon. Wellbrocks Vorsprung von 18,7 Sekunden auf den zweitplatzierten Ungarn Kristof Rasovszky untermauerte seine Dominanz.
Mit seinem Erfolg gleich im ersten Wettkampf holte sich der Vielstarter weiteres Selbstvertrauen für die anstehenden Rennen im Südwesten Japans. Ein ähnliches Ergebnis wie in Budapest 2022, als Wellbrock in fünf Wettkämpfen fünf Medaillen gewann, scheint erneut möglich: „Viel regenerieren und über die fünf Kilometer dann wieder angreifen.“ dpa