Rottach-Egern – Uli Hoeneß (71) trägt sein Herz bekanntlich auf der Zunge. So wie am vergangenen Samstag. Da hatte sich der FCB-Ehrenpräsident nach anfänglicher Zurückhaltung schließlich doch ausführlich über Wunschstürmer Harry Kane (29/Vertrag bis 2024) von Tottenham geäußert „Bis jetzt ist es so, dass Harry in allen Gesprächen ganz klar signalisiert, dass seine Entscheidung steht. Und wenn die bleibt, kriegen wir ihn“, lehnte sich Hoeneß öffentlich aus dem Fenster.
Jan-Christian Dreesen (55) wiederum drückte gestern Nachmittag bewusst auf die Bremse. „Dass wir großes Interesse an ihm haben, ist bekannt. Und was Uli Hoeneß gesagt hat, ist alles richtig“, so der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters. „Aber: Wir halten es am besten mit Trainer Thomas Tuchel, der gesagt hat: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ Und weiter: „Generell glaube ich, wir tun gut daran, uns in den Themen, in denen wir uns bewegen, über die aktuell bekannten Dinge hinaus nicht weiter zu äußern.“
Dreesen hatte sich am vergangenen Donnerstag gemeinsam mit Bayerns Technischem Direktor Marco Neppe (37) mit dem streitbaren Tottenham-Boss Daniel Levy (61)) in London zum Frühstück getroffen. Darauf angesprochen hielt sich der CEO ebenfalls bedeckt, ließ dabei aber die Marschroute in Sachen Kane dennoch durchblicken: weniger Sticheleien, mehr Harmonie. „Meine Erfahrung – und zwar nicht nicht nur im Fußballgeschäft, sondern grundsätzlich im Leben – ist, dass wenn man freundlich miteinander umgeht, man am besten zu Ergebnissen kommt. Das beschreibt die Reise am besten“, so Dreesen gentleman-like.
Allerdings: Mittlerweile haben die Tacheles-Aussagen von Hoeneß über Kane die Tegernsee-Promenade verlassen und über den indischen Ozean hinweg die Strandküste der australischen Metropole Perth erreicht. Dort bereiten sich die Spurs auf die neue Saison vor und im Vorfeld des Testspiels gegen Westham wurde Coach Ange Postecoglou (57) auf die jüngsten Hoeneß-Äußerungen zum Transferpoker angesprochen. Seine Antwort: „Wenn andere Vereine über unsere Vertragsspieler reden wollen, ist das eher deren Problem.“ Eine Anspielung auf Tottenham-Boss Daniel Levy, der ohnehin als harter Hund am Verhandlungstisch gilt – und die Bayern jetzt erst recht zappeln lässt?
Postecoglou erklärte: „Es gibt eine Menge Leute, die Harry besser kennen als ich, aber er lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er ist hier und solange er hier ist, engagiert er sich voll für das, was wir tun.“ Trotzdem wollte der Trainer einen Abgang nicht ausschließen: „Uns bleibt etwas weniger als ein Monat bis zum Saisonstart. Also werden wir sehen, wie sich alles entwickelt.“
Der Club waren derweil um Symbolik bemüht. Der Spurs-Boss ließ sich in Australien beim Handschlag mit Kane auf dem Trainingsplatz ablichten. Auch Postecoglou suchte dort erneut das Gespräch mit dem titellosen Stürmer, der Daily Star legte ihm dabei die Schlagzeile in den Mund: „Ich besorge dir ‘ne Trophäe, Kumpel.“