München – Den Sommerurlaub verbrachten Lara Vadlau und Lea Schüller zuletzt noch gemeinsam am Mittelmeer, in den kommenden Wochen werden sich die beiden nicht mehr sehen. Während die Mittelstürmerin des FC Bayern am Dienstag mit der Nationalmannschaft zur Weltmeisterschaft nach Australien und Neuseeland abflog, weilte Vadlau bei der Olympischen Testregatta in Marseille.
Für die zweifache Segel-Weltmeisterin aus Österreich steht dann vom 10. bis 20. August in Den Haag in den Niederlanden ebenfalls die WM an. Kommt das DFB-Team ins Achtelfinale oder weiter, wäre das Sportlerinnen-Paar also erst Ende August wieder vereint. „Wenn ich eine ‘normale’ Freundin hätte, wäre es wahrscheinlich schwieriger. Wir haben beide Verständnis füreinander, auch wenn es nicht leicht ist, weil wir uns nicht so oft sehen“, erzählt Vadlau: „Wir versuchen uns gegenseitig zu unterstützen, so gut es geht. Das ist schon eine Erleichterung. Wenn irgendetwas schlecht gelaufen ist, rufe ich Lea an, sie ist meine erste Ansprechpartnerin. Dann geht es mir gleich wieder besser.“
Wenn es der Terminplan zulässt, unterstützt die 29-jährige Kärntnerin ihre Lebensgefährtin regelmäßig bei den Spielen der Bayern-Frauen von der Tribüne des Campus-Stadions aus. Zehn, zwölf Tage ist die Steuerfrau, die mit Vorschoter Lukas Mähr in der 470er-Klasse startet, im Schnitt für ihren Sport unterwegs, dann verbringt sie wieder fünf Tage in München. Vadlau segelte schon überall auf der Welt, zwischen 2014 und 2016 gewann sie zwei Welt- und zwei Europameister-Titel.
Bei ihren zwei Teilnahmen an den Olympischen Spielen blieb sie allerdings ohne Medaille, obwohl sie und ihre damalige Vorschoterin Jolanta Ogar 2016 in Rio de Janeiro als Favoritinnen gehandelt wurden. Im Anschluss pausierte Vadlau mehrere Jahre und schloss ein Medizinstudium ab. Da sie mit den Olympischen Spielen aber noch eine Rechnung offen hat, liegt aktuell der Job im Krankenhaus auf Eis und die volle Konzentration gilt dem Segeln. „Ich habe alles gewinnen dürfen, was es zu gewinnen gibt – außer eine olympische Medaille. Aber wenn es dieses Mal wieder nicht klappt, dann ist das eben so. Ich bin froh, überhaupt noch mal die Chance bekommen zu haben, hoffentlich an den Olympischen Spielen teilzunehmen und die Rechnung zu begleichen. Wenn es nicht funktioniert, habe ich mein Medizinstudium in der Tasche und weiß, wie es im Leben weitergeht“, sagt sie.
Das Olympia-Ticket könnte Lara Vadlau bei der Segel-WM in Den Haag lösen, auch Lea Schüller kann sich bei der WM mit der DFB-Elf für die Spiele qualifizieren. Allerdings hat der gemeinsame Olympia-Traum einen Haken. „Wir wären beide nicht Paris, wo beispielsweise die Wettkämpfe in der Leichtathletik ausgetragen werden. Das Fußballturnier wird in ganz Frankreich gespielt, gesegelt wird in Marseille. Wir werden also nicht an einem Ort sein“, erklärt Schüller, die natürlich sehr gerne die Wettkämpfe ihrer Freundin verfolgen würde: „Das müsste dann so passen, dass ich kein Spiel habe, wenn Lara beispielsweise ihr Medal Race hat. Dann könnte ich vielleicht zum Segeln gehen.“ Leicht wird die Terminplanung vermutlich also auch im nächsten Sommer nicht. Aber das ist für die beiden Leistungssportlerinnen ja nichts Neues.
CHRISTIAN STÜWE