Ein Flügelstürmer, der auffällt

von Redaktion

Nicht nur wegen seiner pinken Treter: Schrötter will sich bei 1860 in den Vordergrund spielen

VON ULI KELLNER

München – Es sind spannende Zeiten für Löwen-Fans – und frustrierende für Chronisten, die mit ihren Saison-Sonderheften im Endspurt liegen. Problem Nummer eins: 18 Abgänge und zehn Zugänge – da muss die Schrift in den Transferübersichtskästen gequetscht werden. Problem Nummer zwei: Das Mannschaftsfoto, kaum geschossen, ist schon zwei Tage später so veraltet, dass nachträglich Spielerköpfe reinretuschiert werden müssen.

Beim ersten Training nach dem Fanfest nebst Fotoshooting und Teampräsentation gab es schon wieder zwei neue Löwen zu bestaunen. Keine 20 Stunden nach dem Transfer von Stürmer Valmir Sulejmani (27, Ingolstadt) schlug in Morris Schröter (27) eine weitere Offensivkraft an der Grünwalder Straße auf. Schröter, aus dem Nachwuchs des 1. FC Magdeburg stammend, hat im Osten schon für mehrere Vereine gespielt – für Zwickau in der 3. Liga (151 Einsätze), für Dresden und Rostock eine Etage weiter oben (51). In Erinnerung könnte Löwen-Fans der 31. Januar 2021 geblieben sein. Corona-Geisterspiel im Grünwalder Stadion. Zwickau siegte glücklich mit 1:0. Torschütze: Schröter. Ein Treffer mitten hinein in die weißblauen Aufstiegsträume.

Zuletzt in Rostock, nach einer soliden Zweitligasaison für Dresden (33 Spiele, ein Tor, vier Assists), lief es nicht mehr ganz so gut für den flinken Rechtsaußen. Beim FC Hansa pendelte er zwischen Bank, Tribüne und Spielfeld, blieb bei 21 meist kürzeren Einsätzen ohne Torbeteiligung. Hansa-Sportchef Kristian Walter erklärte, „Morris“ habe an der Ostsee keine Perspektive mehr für sich gesehen. Schröter selbst sagte: „Ich freue mich sehr, bei den Löwen zu sein und nun den Verein und die Stadt kennenzulernen.“

Zunächst lernte er gestern aber die neue Gangart bei 1860 kennen. Maurizio Jacobacci hatte zwei schweißtreibende Einheiten angesetzt, die erste mit verschärften Läufen, die Schröter in pinken Tretern absolvierte, quälende 45 Minuten lang. Beim Trainingsspielchen hinterher stand er im Team Blau mit den potenziellen Stammspielern. Viererkette: Kurt, Verlaat, Kloss (für Lang, der in Team Grün den Abwehrchef gab) – mit Guttau als Ersatz für den an der Achillessehne verletzten Linksverteidiger Steinhart. Das Mittelfeld besetzten Frey, Zejnullahu und Cocic (Platzhalter für Rieder). Vorne schließlich: Vrenezi mit dem frisch verpflichteten Duo Schröter/Sulejmani.

Ein Treffer gelang Schröter nicht, doch seine Ballbehandlung fiel positiv auf, ebenso die Körpersprache. Mit Manni Starke, im Hansa-Internat großgeworden, hielt er ein Pläuschchen. Tarsis Bonga kennt er noch aus Zwickau. „Schön, dass du da bist, Morris“, rief ein Fan. Ein anderer hatte sich bereits „Schröter“ aufs neue Trikot drucken lassen. Wie bei fast all seinen Clubs schnappte sich der Flügelspieler die 17, seine Lieblingszahl. Dafür wich Tim Kloss, am Sonntag noch mit dieser Nummer als Neuprofi vorgestellt, auf die 18 aus.

Am Samstag, beim Miniturnier in Unterhaching, können sich die Fans einen Eindruck verschaffen, wie gut Schröter bei seinem ersten Verein im Westen zurechtkommt. Über sein Ziel sagte er: „Ich möchte sportlich dazu beitragen, dass wir alle gemeinsam eine erfolgreiche Zeit mit dem TSV 1860 haben.“ Anders ausgedrückt: Dazu beitragen, dass 1860 im Sonderheft 2024/25 wieder weiter vorne geführt wird.

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