Schweiß für Hansi

von Redaktion

Tuchel trainiert intensiv – der DFB profitiert

VON HANNA RAIF, MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

Rottach-Egern – Thomas Tuchel geht voran, mit bestem Beispiel. In der Badegruppe Tegernsee war der Trainer des FC Bayern zu Beginn einer der Ersten, die vor dem Team-Hotel Überfahrt ins Wasser sprangen. Eine kurze Erfrischung nach einer anstrengenden Einheit hat noch niemandem geschadet – im Gegenteil. 21 Grad Wassertemperatur, ein bisschen Muskelentspannung, das sind beste Voraussetzungen für die optimale Regeneration. Und die können die Bayern in der Vorbereitung auf eine Saison, in der alles besser werden soll, gebrauchen.

Die großen Schweißperlen auf der Stirn gehören dieser Tage dazu, wenn die Profis in Rottach-Egern vom Trainingsplatz marschieren. Und es ist ein Segen, dass der Ausstatter die neuen Trainingsklamotten auch in ärmelloser Form anbietet. Die eineinhalb Stunden, die Tuchel auf dem Platz und im Fitness-Zelt stets voll durchziehen lässt, sind intensiv – und die Profis wissen, dass ein Nachlassen nicht erlaubt ist. Als Konrad Laimer nach den ersten fünf Einheiten binnen drei Tagen darauf angesprochen wurde, wie er sich fühle, musste er daher lachen, ehe er die richtigen Worte fand. Der Neuzugang antwortete aber diplomatisch: „Müde, ausgepowert – genau richtig.“

Es ist es auffällig, wie arg Tuchel in seinem ersten Bayern-Trainingslager aufs Gas drückt. Sein Ziel – „schnell auf Temperatur zu kommen“ – hat er in Windeseile erreicht, dazu direkt angekündigt, auch bei der ab Montag anstehenden Reise nach Tokio und Singapur „nicht viel Rücksicht auf Jetlag oder Wetter zu nehmen“. Die Zeit drängt bis zum Supercup gegen Leipzig am 12. August – und dem Trainerteam ist bewusst, dass Vieles anders laufen muss als im Vorjahr. So ist es auch kein Zufall, dass Tuchel in Nicolas Mayer einen weiteren Vertrauten geholt hat, der im Fitness-Team von Dr. Holger Broich ab sofort eine wichtige Rolle spielt. Bei Paris St.-Germain war der 41-Jährige als „Performance Manager“ beschäftigt, auch bei den Bayern wird sein Fachgebiet die Athletik sein. Also jener Bereich, der intern als maßgeblich dafür ausgemacht wurde, dass man die Meisterschaft um ein Haar nach der Winterpause verspielt hätte.

Dass die Köpfe, aber vor allem Beine der Profis im Laufe der Rückrunde immer müder wurden, war offensichtlich. Die Schuld dafür aber kann und will man nicht Tuchel geben. Die Entscheidung für eine lange Nach-WM-Pause hatte Julian Nagelsmann getroffen, „und man muss zugeben“, sagt Felix Magath im Gespräch mit unserer Zeitung, „dass man das richtige Maß da nicht gefunden hat“. Der als „Quälix“ bekannte Fitness-Fanatiker hätte es anders gemacht, gibt aber zu: „Der Bayern-Trainer hatte es nach der WM am schwersten.“ Für den 69-Jährigen ist es daher nur logisch, dass mit der Fitness auch der Erfolg wieder kommt – und zwar bei Bayern wie in der deutschen Nationalmannschaft.

„Ich gehe davon aus, dass nach einer guten Vorbereitung wieder alles in gewohnten Bahnen verlaufen wird“, sagt Magath. Das heißt, dass die Bayern wieder in die Spur finden – und die DFB-Elf auch? Magath: „Wir werden im Herbst mit fitten Bayern auch bessere DFB-Leistungen sehen.“ Der Schweiß, der aktuell in Rottach-Egern vergossen wird, kann also auch den deutschen Fußball retten. Oder anders gesagt: Tuchel trägt die Verantwortung dafür, dass das Fußball-Land nicht endgültig baden geht.

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