Wyong – Mit Nachos und Kaltgetränken fieberten die deutschen Fußballerinnen beim WM-Auftakt mit. Doch der Turnierbeginn war bei Alexandra Popp und Kolleginnen vor dem TV im Meeting-Raum des Teamhotels nicht das wichtigste Thema – die argen Personalprobleme in den eigenen Reihen bereiten Kopfschmerzen. Beim WM-Start des zweimaligen Weltmeisters am Montag gegen Marokko (10.30 Uhr MESZ/ZDF) werden die Leistungsträgerinnen Marina Hegering und Lena Oberdorf wohl fehlen.
„Es sieht so aus, als ob wir im ersten Spiel auf beide nicht zurückgreifen können“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg der Sportschau. Abwehrchefin Hegering plagt eine Fersenprellung, Mittelfeld-Abräumerin Oberdorf eine Oberschenkelverletzung. Die beiden Wolfsburgerinnen waren im vergangenen Jahr wichtige Stützen der deutschen Auswahl auf dem Weg ins EM-Finale. Als Ersatz dürften Sjoeke Nüsken und Melanie Leupolz auflaufen.
Trotz der prominenten Ausfälle zeigt sich Voss-Tecklenburg vor der ersten Begegnung in Melbourne („Es wird vielleicht ein Geduldsspiel“) zuversichtlich. „Wir sind genau im Plan und haben keine Jetlag-Themen mehr“, sagte die Bundestrainerin: „Es war genau richtig, wie wir es angegangen sind.“
„MVT“ peilt nach wie vor den Triumph in Australien und Neuseeland an. „Wir haben die Erwartungen geschürt. Wir wollen um Titel mitspielen“, betonte sie: „Uns wird nicht alles gelingen. Aber wir versprechen: Wir werden Leidenschaft und Intensität sehen. Wir werden an und über unsere Grenzen gehen.“
Optimismus verbreitete auch Kathrin Hendrich. „Ihr braucht euch keine Sorgen machen, wir machen uns auch keine“, versicherte die Innenverteidigerin. Doch die Generalprobe gegen Sambia ging 2:3 verloren (Hendrich: „Definitiv ein Wachrüttler“), rechts in der Abwehrkette läuft ein Experiment und die prognostizierten Ausfälle tun weh.
„Marina ist eine wichtige Stütze, aber wenn sie nicht spielt, können wir das kompensieren“, meinte Hegerings VfL-Teamkollegin Hendrich. Auch die zukünftige Chelsea-Spielerin Nüsken (22) könne „sich in jeden Ball schmeißen“.
Zu ihrer rechten Seite wird Hendrich wohl ebenfalls eine neue Mitspielerin begrüßen. Die gelernte Offensivkraft Svenja Huth zauberte „MVT“ gegen Sambia überraschend als Rechtsverteidigerin aus dem Hut. Die Wolfsburgerin kennt die Rolle zwar aus ihrer Zeit in Frankfurt, seit Jahren spielt die Flügelflitzerin aber fast ausschließlich offensiv.
Ihre Flanken Richtung Popp sowie ihre läuferische Qualität könnten nun im Vorwärtsgang fehlen. Offenkundig gefällt der Bundestrainerin dieses Risiko aber besser als die Lösung Sophia Kleinherne (Eintracht Frankfurt).
Weitere Eingewöhnung für Huth gab es vermutlich in der geheimen Spielsimulation gegen männliche U15-Junioren des lokalen Teams Central Coast Mariners am Vortag. Details, Ergebnis und Verlauf blieben unter Verschluss, es sickerte immerhin durch, dass auch die ungewohnte Dreierkette einstudiert wurde. sid