München – Marco Neppe (37) war zuletzt Berufspendler. Nahezu täglich fuhr er die 57 Kilometer zwischen der Säbener Straße und dem Trainingslager am Tegernsee hin und her. So wie am Dienstag. Da war der Technische Direktor am Vereinsgelände des FC Bayern, um den Deal mit Innenverteidiger Kim Minjae (26) unter Dach und Fach zu bringen. Am Nachmittag ging es für Neppe zurück ins Mannschaftsquartier. Endlich in dem Wissen, dass er (Vertrag bis 2026) auch an der Seite des neuen Sportdirektors Christoph Freund (46) über den 1. September hinaus eine Zukunft beim Rekordmeister hat.
Für Michael Reschke (65) die logische Konsequenz. Bayerns ehemaliger Technische Direktor nahm Neppe 2014 als Scout bei seinem Wechsel aus Leverkusen mit nach München. „Marco hat zuletzt regelmäßig Begehrlichkeiten bei Premier-League-Clubs geweckt. Er besitzt in der internationalen Szene ein deutlich höheres Renommee, als dies in der deutschen Öffentlichkeit der Fall ist“, betont Bayerns ehemaliger Technischer Direktor und heutiger Head of European Football der Berater-Agentur CAA Stellar im Gespräch mit unserer Zeitung. „Bei Spitzen-Trainern wie Pochettino und Guardiola ebenso wie bei vielen Verantwortlichen von Topclubs erfährt man ihm gegenüber hohe Wertschätzung. Bei den Bayern wurde dies zuletzt ja auch deutlicher durch die klaren und respektvollen Aussagen von Thomas Tuchel und Jan-Christian Dreesen. Auch Karl-Heinz Rummenigges Wertschätzung ihm gegenüber ist deutlich gestiegen.“
Nach dem Aus von Sportvorstand Hasan Salihamidzic (47) war unklar, wie es mit dessen Vertrauten, Neppe, weitergeht. Erst kurz vor der ersten Kaderbesprechung nahmen die Bosse ihn in die neu gegründeten Taskforce auf. In dem Bewusstsein, dass Neppe in der für den FC Bayern so wegweisenden Transferperiode unabdingbar ist mit seiner Marktkenntnis, seinem Netzwerk und seiner Trefferquote bei vergangenen Transfers (u. a. Kimmich, Davies, Musiala, Coman). Neppe arbeitet strukturiert und mit Plan. Er ist rund um die Uhr erreichbar. In der Berater-Szene erzählt man sich passend dazu, dass aktuell bei Terminen Neppes dunkle Augenringe auffallen.
Der Offenbacher hat klare Meinungen und vertritt diese vehement. Bei den Transfers von Konrad Laimer (26), Raphael Guerreiro (29) und Kim leistete er wichtige Vorarbeit. Genauso bei Tottenham-Stürmer Harry Kane (29) und ManCity-Verteidiger Kyle Walker (33), an dessen Wechseln Bayern nach wie vor bastelt. Auch die Verpflichtung eines Torhüters treibt Neppe voran. In Absprache mit Trainer Thomas Tuchel (49). Finalisiert werden die Deals von CEO Jan-Christian Dreesen (55). Nach anfänglicher Skepsis sind sie nun ein eingespieltes Trio.
Allerdings gibt es nach Informationen unserer Zeitung innerhalb der Taskforce nach wie vor skeptische Stimmen. Tenor: Neppe mache einfach nur seinen Job. Nicht mehr, nicht weniger. Fakt ist aber auch: Bei der Mehrheit der Bosse ist das Ansehen des ehemaligen Drittliga-Spielers, der auch Bayerns Ohr in die Mannschaft ist, in den vergangenen Wochen gestiegen. Reschke: „Es wird allen klar, dass Marco eine hohe sportliche Kompetenz besitzt, den internationalen Spielermarkt bestens kennt, ihn hohes Verhandlungsgeschick auszeichnet und er immer wieder geschickt auf veränderte Situationen reagieren kann! Was will man mehr auf dieser Position?“