Enhanced Games

Die Idee ist nicht ganz sauber!

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

In den ersten beiden Tour-de-France-Wochen klebten Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar nahezu aneinander und elektrisierten mit ihren Leistungen die Sportwelt. Aber, sie brachten auch die Doping-Skeptiker wieder auf den Plan. Er verstehe das, sagte vergangenen Sonntag der Däne Vingegaard, der Anstiege teils schneller gefahren war als die Betrüger früherer Zeiten. Er versicherte aber auch: er sei sauber und nehme nichts.

Die darauffolgende Etappe – das bergige Einzelzeitfahren – beendete er mit 1:38 Minuten Vorsprung auf seinen Verfolger. Während sie sich zuvor einen Sekunden-Kampf lieferten, kurbelte der Mann in Gelb plötzlich fünf Prozent mehr Leistung als der Slowene Pogacar. Ausgerechnet den Prozentsatz, den das EPO-Doping in der Armstrong-Ära mehr an Power gebracht hat. „Unterwegs dachte ich, mein Leistungsmesser spinnt. Die Zahlen waren so hoch“, wunderte sich Vingegaard selbst und zerpflückte die Konkurrenz einen Tag später erneut nach Belieben. Dennoch gilt die Unschuldsvermutung. Und ob man ihm nun glaubt oder nicht, kann jeder Sportfan für sich selbst entscheiden.

Wenn es nach Aron D’Souza geht, dürften sich alle (Rad-)Sportler einschmeißen, was immer sie wollen. Der australische Unternehmer möchte im Dezember 2024 sogenannte Enhanced Games veranstalten. Athleten sollen sich in fünf verschiedenen Disziplinen duellieren – ohne Regeln. Doping ausdrücklich erlaubt. Der 100-Meter-Weltrekord von Usain Bolt soll so bereits gebrochen worden sein, behauptet ein (noch) anonymer Teilnehmer in einem Werbevideo.

Ob das stimmt oder nicht: diese Idee ist nicht ganz sauber. Der Ansatz ist ethisch höchst verwerflich, nimmt er doch gesundheitliche (Langzeit-)Schäden bewusst in Kauf. Und das Höher, Schneller, Weiter ist längst nicht mehr die einzige Maxime. Natürlich soll es im Sport um (maximale) Leistung gehen. Und Kindern etwas anderes beizubringen, in dem man die Bundesjugendspiele verniedlicht, ist eine Schnapsidee. Aber die Faszination bei der diesjährigen Tour ergab sich durch das Zwei-Männer-Duell und nicht durch ihre Durchschnittsgeschwindigkeit. Oder anders: Würde man sich Pogacar und Vingegaard aus der Gesamtwertung herausdenken, lägen die ersten Fünf nur knapp drei Minuten auseinander. Es wäre nicht minder spannend.

mathias.mueller@ovb.net

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