Hamilton – Bruce Mwape zeigte sich von den lauten Nebengeräuschen völlig unbeeindruckt. „Wir sind bereit“, sagte der Trainer von Sambias Nationalmannschaft vor dem WM-Debüt seines Landes. Sein „episches“ Team, das am Samstag gegen Japan (9.00 Uhr/ARD) erstmals die große Bühne betritt, sei in Australien und Neuseeland kein Außenseiter und könne die „alten Leute“ der Gegner erheblich ärgern.
Mwape ist offenbar ziemlich überzeugt, dass die Spielerinnen der Nummer 77 der Weltrangliste die brisanten Themen abseits des Platzes von Beginn an ausblenden können. Die Vorbereitung zumindest haben sie spürbar geprägt.
Der 63-Jährige selbst stand dabei im Zentrum der Diskussionen. Der britische Guardian berichtete von einer Untersuchung des sambischen Fußballverbands FAZ aufgrund sexuellen Fehlverhaltens des Trainers, von der auch der Weltverband FIFA wisse. Laut Vorwurf habe er im Umgang mit seinen Athletinnen wiederholt seine Machtposition ausgenutzt. Mwape kommentierte dies nach Ankunft in Neuseeland nicht.
Auch Kapitänin Barbra Banda ging entsprechenden Fragen der Medien aus dem Weg. Sie sei als Spielerin nicht in der Position, sich dazu zu äußern, sagte die 23-Jährige, die dem Turnier ihren Stempel aufdrücken will. Dass sie durchaus in der Lage dazu ist, bewies die Angreiferin beim erstaunlichen 3:2-Testspielsieg Anfang Juli in Deutschland mit zwei Treffern.
Banda schreibt sportliche Schlagzeilen, aber auch ihr hoher Testosteronwert sorgte im WM-Vorlauf einmal mehr für Aufsehen. In der Regel findet sich das Sexualhormon hauptsächlich im männlichen Körper und nur in geringen Mengen im weiblichen. Bei ihr ist das natürlich produzierte Level jedoch sehr hoch, was Auswirkungen auf die physischen Voraussetzungen haben könnte – Parallelen zum Fall der Leichtathletin Caster Semenya werden aufgeworfen.
„Gerade im Sprint-, Sprung- und Schussbereich ist ein besserer Muskelaufbau bei hohen Testosteronwerten schon ein Vorteil“, sagt Sportmediziner Wilhelm Bloch, Professor an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Doch wie damit umgegangen werden soll, darüber ist sich die Fußballwelt uneins. „Das Problem“, so Bloch, „es gibt bei vielen Verbänden keine klaren Richtlinien. Wir schwimmen momentan über dieses Thema hinweg.“ Für Unruhe sorgt zudem das finanzielle Vorgehen der Verbandsführung Sambias. Seit der Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio sollen die Spielerinnen von ihrem Fußballverband laut Medienbericht kein Geld erhalten. sid