„Ich habe jetzt einen wunderbaren Ausgleich“

von Redaktion

LAUFEN Neue Perspektive dank Lola: Bei Gesa Krause dreht sich nicht mehr alles nur um den Sport

VON NICO-MARIUS SCHMITZ

München – Für Gesa Krause dreht sich schon lange nicht mehr alles nur um Sport. Klar, Trainingspläne, Zeiten, Ernährung, all das spielt weiter eine große Rolle. Aber wenn Krause nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommt, dann wartet da schon Lola Emilia. „Ich habe jetzt natürlich einen wunderbaren Ausgleich“, sagt die 3000-m-Hindernisläuferin unserer Zeitung: „Ich fahre zum Training, bin da total fokussiert, fahre dann aber auch nach Hause und weiß: Jetzt bin ich wieder Mama.“ Sie könne nicht mehr 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche an Sport denken. Sondern eben nur dann, wenn es drauf ankommt.

Vor zweieinhalb Monaten ist Krause Mama geworden. Auf Instagram postete sie zwei Bilder, eins drei Tage vor und eins sieben Tage nach der Geburt. „Das klingt vielleicht blöd, aber wenn man so einen Bauch hat, fragt man sich natürlich irgendwann schon mal: Geht der wieder weg? Ich war positiv überrascht, dass sieben Tage nach der Geburt schon wieder so ein Unterschied zu sehen war.“ In den Kommentaren gab es für die Bilder teilweise Kritik. Doch da fühlt sich Krause falsch verstanden, sie wollte einfach nur ein Statement setzen, dass der weibliche Körper ein Phänomen sei: „Man sollte sich bei dem Thema mit niemandem vergleichen, jeder Körper reagiert natürlich anders auf eine Schwangerschaft.“

Die 30-Jährige trainierte auch während der Schwangerschaft, bis zum Tag vor der Geburt. Natürlich immer in Absprache mit den Ärzten. Auch dafür gab es viel Unverständnis. „In Deutschland hagelt es ja schon mal schnell Kritik von außen“, sagt sie.

Nach der Geburt ging Krause jeden Tag spazieren, am zehnten Tag stand sie erstmals wieder auf dem Crosstrainer. Vier Wochen nach der Entbindung lief sie wieder. „Das Laufgefühl war weg, das hat sich ein bisschen seltsam angefühlt“, erzählt sie, „aber auch hier hatte ich keine Schmerzen.“ Langsam steigerte die WM-Dritte von 2019 das Pensum wieder. Mittlerweile ist sie bei 80 Lauf-Kilometern pro Woche. Hinzu kommen sechs bis sieben Stunden alternatives Training auf dem Crosstrainer oder im Wasser und zwei Stunden Krafttraining. Die Grundlage war immer dabei, es brauchte nur ein bisschen, bis sich der Körper wieder daran erinnert hat. Der Puls war anfangs beim Laufen ein bisschen höher, das Herz-Kreislauf-System musste sich wieder an die Belastung gewöhnen.

„Viele Frauen werden heutzutage, glaube ich, auch extrem verunsichert. Wie viele tausende Ratgeber existieren im Internet? Viele haben mir geschrieben, dass ihnen gesagt wurde, dass sie ein Jahr nach der Geburt keinen Sport machen sollen“, sagt Krause. Natürlich müsse man jede Situation individuell betrachten, je nach eigenem sportlichen Level und Befinden. Aber Schwimmen, Crosstrainer oder auch Spazieren, also gelenkschonende Sportarten, hatten bei ihr einen positiven Effekt: „Mich hätte das krank gemacht, wenn ich wochenlang nichts gemacht hätte.“

Krause hat ein klares Ziel vor Augen. Olympia in Paris. Ein Ziel, „das dafür gesorgt hat, dass ich während der Schwangerschaft sehr aktiv war. Olympia treibt mich an.“ Wettkämpfe auf der Bahn gibt es dieses Jahr noch keine. Ein Schritt nach dem anderen. Von Woche zu Woche schneller werden. Am Anfang habe sich Krause gedacht: Oh Gott, mache ich meine Tempoläufe langsam. „Im Moment sehe ich immer einen kleinen Fortschritt, daran muss man sich hochziehen.“ Natürlich werde die Entwicklung mal stagnieren. Aber auch solche Tage sind nicht schlimm. Denn zu Hause wartet Lola Emilia: „Das ist jedes Mal ein wunderschöner Moment, wenn ich meine Tochter nach dem Training wieder in den Arm nehme.“

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