München – Das „Servus“ funktioniert bei Bayern-Neuzugang Kim Minjae (26) schon mal perfekt. Mit einer Selbstverständlichkeit, die man dem schüchternen Südkoreaner auf den ersten Blick nicht zwingend zutraut, ging ihm die urbairische Grußformel bei seiner Vorstellung von den Lippen. Vielleicht, weil er bereits einen Bayern-Crashkurs am vereinseigenen Stammtisch mit Weißbier, Obazda und Bratwürstl bekommen hat?
„Servus sitzt, das hat er schon gelernt“, freute sich Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (55). Der Bayern-Boss hat Minjae in den ersten Tagen als äußerst höflichen und disziplinierten Menschen kennengelernt – und ist überhaupt begeistert: „Er hat sich in unterschiedlichen Ligen durchgesetzt. Insbesondere in Italien bei Napoli: Wer im Land des Defensivfußballs als bester Verteidiger ausgezeichnet wird, muss sein Handwerk verstehen.“ Der deutsche Rekordmeister hätte mit Kim jemanden gefunden, der die Innenverteidigung weiterbringe: „Er hat ein 1A-Auge, eine gute Mentalität. Es ist ein absolut rundes Paket.“
Trotzdem stand bis zur Präsentation des Nationalspielers noch ein großes Fragezeichen im Raum: Wie möchte der Abwehrspieler eigentlich genannt werden: Minjae oder Kim? „Ich habe es gerne, dass ich Minjae auf dem Trikot habe, aber die Fans sollen mich gerne Kim rufen“, antwortete der Neu-Bayer und gab einen kurzen Einblick, welche Schlachtrufe er gerne von den Rängen der Allianz Arena hören würde: „Kim! Kim! Kim!“
Etwas rauer war der Ton, der beim südkoreanischen Militär herrschte, wo Minjae bis Anfang Juli seinen Wehrdienst leistete. In dieser Zeit hat der FCB-Neuzugang vier Kilogramm Körpergewicht verloren. Kein Wunder: Kim berichtete, dass neben Schießübungen auch lange Waldläufe mit 25 Kilogramm Marschgepäck auf dem Programm standen. „Wir wurden so erzogen, dass es wichtig ist, das Land zu verteidigen – und ich habe Sachen fernab des Fußballs gelernt“, berichtete die Korea-Kante.
Während Kim abseits des Platzes einen Ruf als schüchterner und zurückhaltender Zeitgenosse genießt, hat er sich auf dem Spielfeld den Spitznamen „Monster“ erarbeitet. So wurde er bereits in der südkoreanischen K-League genannt und behielt diese Bezeichnung auch in seinen Folgestationen bei Fenerbahce Istanbul und SSC Neapel bei. „Ich will dieses Image in Deutschland bestätigen. Ich bin gerne das Monster, Ich sehe das positiv.“ Er sei zwar ein höflicher Mensch, aber auf dem Feld gebe er immer alles: „Die Umstellung auf dem Platz ist mir noch nie schwergefallen. Ich will auf dem Platz ein Leader sein und kämpfen.“
Die erste Gelegenheit, seine Kämpfer-Qualitäten im Bayern-Dress zu zeigen, hat Kim bereits am Mittwoch, wenn die Münchner in einem Testspiel in der japanischen Hauptstadt Tokio auf Manchester City treffen. Gerade in der Isar-Metropole angekommen, geht’s für Kim schon wieder auf seinen Heimat-Kontinent. In Japan werden auch die Eltern des Südkoreaners ihren Sohn in seiner neuen Arbeitsumgebung besuchen.
„Minjae hat in Südkorea einen exzellenten Ruf, auch in Japan, und umso wertvoller ist Minjae für uns als Spieler auch bei dieser Reise“, so Dreesen. Wichtig für Bayern, dass mit Kim ein Asien-Zugpferd die Audi Summer Tour mit antritt. Denn Thomas Müller, der sich dort ebenfalls großer Beliebtheit erfreut, wird den Trip definitiv wegen Hüftproblemen nicht mitmachen.
Müller: „Bin bald wieder da“ Müller (33) meldete sich am Freitag per Video auf seinen Social-Media-Kanälen zu Wort. Der Stürmer, der in München ein Aufbautraining absolvieren soll, um nach der Rückkehr des FCB-Teams aus Asien möglichst wieder mit der Mannschaft trainieren zu können, erklärte: „Daran werde ich fleißig arbeiten in den nächsten zwei Wochen und dann hoffentlich so schnell wie möglich zurückkehren. Ich bin guter Dinge, dass das jetzt die richtige Strategie ist. (…) Bis bald, ich bin bald wieder da.“