Unterhaching – Der Turniersieger aus der 2. Liga reiste zeitig zurück ins Frankenland – zurück blieben zwei Teams, die sich künftig wieder häufiger begegnen werden. Drittliga-Rückkehrer Haching, nach einem 1:2 gegen Nürnberg und einem 1:0 gegen 1860 zufrieden mit dem Abschneiden beim Miniturnier im Sportpark. Und eben die Löwen, die auf kompletter Linie enttäuscht hatten: 0:3 gegen den Club, danach auch torlos gegen die SpVgg geblieben. Der blutleere Auftritt der Giesinger – er war das Hauptthema des Abends, selbst bei den Gastgebern. Tenor bei den Jugendlichen, die nach Turnierende am Fanshop lehnten: Schön, dass man sich künftig wieder in der 3. Liga sieht. Aber: In der aktuellen Form des Rivalen könnte es bei zwei Derbys bleiben …
Sind diese neu formierten Löwen tatsächlich ein Abstiegskandidat? Zumindest Maurizio Jacobacci scheint das Urteil der Fans nicht zu teilen. „Was wir heute gesehen haben, war gedankliche Müdigkeit“, beschwichtigte der 1860-Coach, der gar nicht bestritt, dass die Seinen nicht auf der Höhe waren. Bereits der frühe Aussetzer von Niki Lang vor Nürnbergs 0:1 hatte für ein Raunen im Sportpark gesorgt. Schläfrig ging es weiter. Hinten beiden Gegnern unterlegen, im Mittelfeld ohne Zugriff, vorne harmlos. Für Außenstehende war schwer zu erkennen, welches der beiden Löwen-Teams die A-Elf war, nominell wohl die gegen den Club mit Hiller im Tor, einer Abwehrreihe mit Kurt, Verlaat, Lang, Guttau – und Neuzugang Schröter auf der rechten Außenbahn.
Bezeichnend: David Richter, Keeper der zweiten Reihe, rettete gegen Haching dreimal in höchster Not, ehe er bei einer Ecke – Skarlatidis auf Hobsch – machtlos war. Für Jacobacci dennoch kein Grund zur Panik. „Ich werde jetzt nicht in eine Depression reinfallen“, sagte der Italiener äußerlich entspannt: „Wir haben noch zwei Wochen Zeit bis zum Start, dann werden wir ein anderes Gesicht zeigen. Da bin ich mir 100 Prozent sicher.“
Weiterhin gesucht wird ja ein überdurchschnittlicher Mittelstürmer. Ob Mister X jedoch ein ganzes, gefühlt führungsloses Team mit hochziehen kann? Ironie des Schicksals: Hachings Siegtor wurde von Patrick Hobsch ins Netz gewuchtet, von einem kernigen Angreifer, dessen Vater Bernd einst für 1860 Bundesligatore erzielte. Die Bild-Zeitung hatte Hobsch jr. jüngst mit Sechzig in Verbindung gebracht. Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte Jacobacci, dass sich das Transferteam der Löwen (offiziell: Jacobacci, Finanzchef Pfeifer und Scout Jung) mit Hachings Torjäger beschäftigt habe. „Er ist ein interessanter Mann, er macht seine Tore“, sagte der Coach, „aber wir wissen alle, dass sich sein Vertrag durch den Aufstieg um ein Jahr verlängert hat.“ 1860 könne es sich nicht leisten, vertraglich gebundene Spieler zu kaufen. Zum Stand der Stürmersuche sagte er am Samstag: „Wenn wir den Richtigen gefunden haben, wird er hinzustoßen. Wenn nicht, werden wir mit diesem Team arbeiten, das im Moment zur Verfügung steht – und dann versuchen, bereit zu sein für das erste Spiel gegen Waldhof Mannheim.“
Eine diplomatische Einschätzung gab es von Dieter Hecking, dem Sportchef der siegreichen Nürnberger. Auf die Frage, welcher Gegner einen besseren Eindruck gemacht habe, sagte Hecking: „1860 wirkte müde, Haching frisch und motiviert.“ Ein kleiner Hoffnungsschimmer. Müdigkeit geht weg – wie gut die neuen Löwen sind, wenn alle ausgeschlafen sind, wird sich zeigen. ULI KELLNER