Melbourne – Mit dem dritten Stern im Visier und enormen Erwartungen auf den Schultern rückten Alexandra Popp und Co. noch einmal ganz eng zusammen. Auf dem Rasen des Lakeside Stadium im nasskalten Melbourne posierten die deutschen Fußballerinnen vor dem Abschlusstraining mit strahlenden Gesichtern, aber auch fest entschlossen für ein Gruppenfoto. Eines, das sie im besten Fall schon bald an den Beginn ihres erhofften WM-Sommermärchens im australischen Winter erinnern soll.
„Wir wollen die Menschen mitnehmen, emotionalisieren, Freude vermitteln“, sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor dem wichtigen und seit Wochen herbeigesehnten Auftaktspiel am Montag gegen den WM-Debütanten Marokko. Wohl wissend, dass ihre Mannschaft in der Vorbereitung teils meilenweit von einer weltmeisterlichen Form entfernt war – und der Abwehralarm die Vorfreude deutlich trübt.
Dennoch könnten die Erwartungen größer kaum sein. „Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn unsere Frauen die deutschen Fußballfans diesen Sommer noch mal wachküssen können“, sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften. Nach den miserablen Auftritten des Männer-Teams und der U21 lechzt der DFB schließlich nach Erfolgen.
Was es dazu braucht? Im Idealfall einen Traumstart, wie im Vorjahr bei der EM gegen Dänemark (4:0), als das Team bis ins Finale stürmte. Euphorie lautet das Stichwort, Voss-Tecklenburg baut auch am anderen Ende der Welt auf Unterstützung aus der Heimat. „Das hat ganz viel mit uns zu tun“, gab sie nach dem 90-minütigen Flug aus der „schönen Einöde“ im Basislager in Wyong nach Melbourne zu, „wir sind uns natürlich dieser Verantwortung bewusst.“
Zumal die Vize-Europameisterinnen nach dem EURO-Hype nun sogar etwas zu verlieren haben – findet Popp. „Die Sichtbarkeit, die wir uns erspielt haben, ist enorm gewachsen“, sagte die DFB-Kapitänin im Interview bei ZDF: „Es ist uns natürlich bewusst, wenn wir das Ganze in den Sand setzen, dass dann wieder gesagt wird: Es ist ja nur der Frauenfußball.“ Genau das soll tunlichst vermieden werden. Stattdessen sehnen Popp und Co. einen Flow wie im Vorjahr herbei. Wer diese Begeisterung im ersten Spiel entfachen soll, daraus machte „MVT“ ein Geheimnis.
Ob Abräumerin Lena Oberdorf (Oberschenkel), Abwehrchefin Marina Hegering (Fersenprellung) und Sjoeke Nüsken (Außenbanddehnung im Knie) zur Verfügung stehen, wird sich erst kurz vor Anpfiff zeigen. Eine ernsthaft angeschlagene Spielerin, das gab sie immerhin preis, werde nicht auflaufen: „Alles andere wäre nicht schlau.“ sid