Geld, Frauen, Autos – die großen Themen in einer Fußballer-Kabine. Heute mehr als in den Anfangstagen der Bundesliga, als Spieler noch bescheidener verdienten und keinen Popstar-Status hatten. Doch Autos, die waren von Anfang an im Spiel. Und nicht nur der VW Käfer, den Uwe Seeler in seinem Nebenerwerb als Adidas-Repräsentant fuhr, um zur Kundschaft zu gelangen. Es durfte gerne sportlicher, schneller sein.
Ferrari Dino 246 GT, Porsche 911 – das waren Fahrzeuge von Mönchengladbachs langmähnigem Star Günter Netzer. Auch ein Jaguar gehörte mal zu seinem Fuhrpark – eine Karre, die offensichtlich schwer zu bändigen war. Der Jaguar ging von Fußballerhand zu Fußballerhand, Nachbesitzer waren Netzers Positions-Widersacher in der Nationalmannschaft (aber guter Freund) Wolfgang Overath und Franz Beckenbauer, der lachend urteilte: „Unfahrbar.“
Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre hatte noch jeder Kicker für seinen Untersatz selbst zu sorgen, manche Trainer achteten fürsorglich darauf, dass Jungprofis sich bei der Motorisierung nicht übernahmen. Erst mit der Zeit kam das Dienstwagenprivileg. Die Automobilfirmen entdeckten die Bundesliga als Werbefläche: Erst Opel, dann Audi den FC Bayern, Volkswagen übernahm, was nahelag, die Fußballabteilung des VfL Wolfsburg als 100-prozentige Unternehmenstochter, Ford zeigte in Köln Präsenz, der VfB Stuttgart pflegte eine enge Verbindung zu Mercedes und veräußert nun Anteile an Porsche. Und alle möglichen Hersteller versuchen, über individuelle Sponsoringverträge mit Protagonisten des Fußballs an diesen anzudocken.
Das birgt auch Konfliktstoff. Uli Hoeneß echauffierte sich einmal über seinen Starstürmer beim FC Bayern, Giovane Elber. Nicht weil dieser ihm auf der Autobahn die Rücklichter gezeigt hatte, sondern weil es in einem Porsche geschah, dem privaten Fahrzeug – dem Bayern-Funktionär wäre lieber gewesen, Elber hätte Markentreue (Audi) bewiesen. In die Ferrari-Liga wechselten Oliver Kahn und Christian Lell – und das wurde auch nicht positiv bewertet. Aufs Vereinsgelände durfte damit nicht gefahren werden, die privaten Rennsemmeln standen in den anliegenden Seitenstraßen. Unvergessen an der Säbener Straße, als Torsten Frings in seinem einen Jahr beim FC Bayern mit dem raumgreifenden Hummer kam. Auto-Ärger erlebte auch Borussia Dortmund – mit Marco Reus, der ohne Führerschein unterwegs war, weil er die Prüfung gemieden hatte. Erst mit 27 holte er sie nach.
Die Auto-Leidenschaft hat Karrieren gefährdet und sogar Leben zerstört. Im Sommertrainingslager des FC Bayern am Ammersee 1966 verunglückte bei einer Ausfahrt im Cabrio Neuzugang Rudi Schmidt (Duisburg) tödlich; er war 25 Jahre alt. Nur 24 wurde Maurice „Mucki“ Banach, die Stürmerhoffnung des 1. FC Köln – er prallte wohl bei zu hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn gegen einen Brückenpfeiler und verbrannte im Wagen. 2015 starb der Wolfsburger Junior Malanda mit 20, er befand sich auf dem Rücksitz des SUV, den ein Freund steuerte, und hatte sich gerade losgeschnallt. Als ungeklärt gilt der Unfalltod von Lutz Eigendorf im Jahr 1983 nach einem Lokalbesuch. Eigendorf hatte sich 1979 aus der DDR abgesetzt, spielte für Eintracht Braunschweig im Westen. hatte getrunken und war nicht angeschnallt – trotzdem wurde spekuliert: Hatte die Stasi die Bremsen seines Alfa Romeo manipuliert?
Merkwürdige Begleitumstände hatte ein Unfall von Klaus Toppmöller. 1976 war er der kommende Stürmer im deutschen Fußball, hatte gerade sein Länderspieldebüt gegeben. Eine Woche später war er in seinem Ferrari unterwegs, die Freundin saß neben ihm. Toppmöller kollidierte mit einem amerikanischen Armeefahrzeug, wollte Hilfe holen – und irrte 15 Stunden durch den bewaldeten Hunsrück. Eine Erinnerung daran hatte er nicht, zeigte sich aber einsichtig: „Das Fahren schneller Autos überlasse ich anderen.“ Auch Eike Immel hatte als junger Bundesliga-Torwart in den 80ern sein Gefährt nicht im Griff, er fuhr bei Glatteis seinen Porsche in der Nähe von Dortmund zu Schrott, musste ohnmächtig aus dem Auto geborgen werden, das auf einem Feld – im Volksmund seitdem der „Immel-Acker“ – zu stehen gekommen war.
Kingsley Coman vom FC Bayern schrottete 2018 auf der A95 bei Starnberg seinen 240 000 Euro teuren und 720 PS starken McLaren – die Nachricht verblüffte: Ach, McLaren fährt nicht nur Formel 1, das gibt’s auch für den Straßenverkehr? Coman entstieg den Trümmern unverletzt. Aber den Parkplatz in den Schlagzeilen hatte er sicher. Wie Maurizio Gaudino, Nationalspieler in den 90ern, der einmal bekannte, nachts die 220 Autobahn-Kilometer München – Stuttgart in einer Stunde zu bewältigen, sei eine interessante Herausforderung.
Fußballer und Autos – ein Klassiker seit Jahrzehnten.