Neustart auf der Planche

von Redaktion

Alexandra Ndolo: Deutschlands Beste ficht bei WM für Kenia

Mailand/Frankfurt – Nach WM-Silber 2022 änderte sich für Alexandra Ndolo ihr komplettes (Sport-)Leben – denn kurz darauf wechselte die Degenspezialistin den Verband. Nun reist die gebürtige Bayreutherin erneut als große Hoffnungsträgerin zur WM nach Mailand, aber nicht für Deutschland, sondern für Kenia. Sie habe nach dem Triumph mitbekommen, wie sich die Menschen in Kenia, dem Herkunftsland ihres Vaters, gefreut hätten, sagte die 36-Jährige: Da habe sie gewusst, dass sie dort, wo den Sport noch kaum jemand kennt, „richtig was vorantreiben kann“.

Seit Jahren engagiert sich Ndolo bereits in Kenia. Sie ist Mitgründerin des nationalen Fechtverbandes, sammelt Ausrüstung für den Nachwuchs, organisiert Kurse in Slums oder an Schulen und ist immer wieder selbst vor Ort. Der Wechsel ist eine Herzensangelegenheit – er sorgte aber auch für „Verzweiflung, Frust oder Wut“.

Etwa wenn sie rassistischen Anfeindungen ausgesetzt ist. „Als ich für Deutschland gestartet bin, gab es Menschen, die meinten, dass ich nicht deutsch genug sei“, erzählte Ndolo: „Dann wechselt man und dieselben Leute sagen: Jetzt verlässt die Deutschland, obwohl sie so lange im Fördersystem war und verrät ihr Vaterland.“

Zudem sei bei der Fecht-Konkurrenz nach dem Wechsel mehr über sie als mit ihr gesprochen worden. Mit dem Deutschen Fechter-Bund (DFeB), beteuert sie, sei „nach dem ersten Schock“ dagegen alles in Frieden auseinandergegangen. Die Förderung in Deutschland fiel weg, Hotels, Flüge, Verpflegung, all das finanziert und organisiert die Einzelkämpferin, die in Leverkusen trainiert, inzwischen selbst.

Es sei „nicht schön zu wissen, ob man die nächsten Monate die Miete, ob man die nächste Mahlzeit bei einem Turnier bezahlen kann. Es kam vor, dass ich nicht wusste, ob meine Kreditkarte noch ausreicht“, sagte die EM-Dritte von 2019. Bereut hat sie trotzdem nichts.  sid

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