Tokio – Als Kyle Walker (33) die Katakomben des Nationalstadions in Tokio verließ, legte er noch kurz eine heiße Sohle aufs Parkett. Eigentlich wollte das Transferziel des FC Bayern schon durch den Ausgang huschen, da pfiff ihn Teamkollege Jack Grealish (27) zurück und machte den Noch-Verteidiger von Manchester City auf zwei japanische Fans aufmerksam, die spontan tanzend ein Kyle-Walker-Ständchen anstimmten – und Walker tanzte mit. Ob der englische Nationalspieler sich bald in München so zugänglich gibt?
Beim 1:2 (0:1) der Bayern im Testspiel gegen City führte Walker seinen Noch-Arbeitgeber als Kapitän aufs Feld und stand dementsprechend in der Startelf. Ein erster Hinweis, dass der Transfer wohl nicht in der japanischen Hauptstadt über die Bühne gehen wird? Entsprechende Nachfragen ließ der Abwehrmann unbeantwortet.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel (49) bekam von der Party-Laune seines Wunschspielers nichts mehr mit. Er war bereits im Mannschaftsbus auf dem Weg zum Teamhotel und analysierte das Spiel wie folgt: „Grundsätzlich ist es ein großer Schritt zum ersten Spiel gegen Rottach-Egern. Wir sind erst in Japan angekommen und hatten erst ein paar Trainingseinheiten, dazu der Jetlag. Dafür war es ordentlich.“ Hätte sich Dayot Upamecano (24) in der ersten Hälfte nicht von City-Youngster Rico Lewis (18) nach 22 Minuten düpieren lassen, hätte James McAtee (20) nicht früh zur City-Führung getroffen. Doch die Bayern hatten mit Mathys Tel (18) ebenfalls ein Top-Talent in Torlaune. Doch der Ausgleichstreffer des Franzosen blieb ohne Effekt, weil Aymeric Laporte (29) kurz vor Abpfiff den zweiten Treffer des Abends für den Champions-League-Sieger markierte.
„Es war unser erstes richtiges Vorbereitungsspiel. Es sind noch Sachen, die wir verbessern müssen. Aus solchen Partien können wir lernen“, sagte Jamal Musiala (20).
Die Startelf von Tuchel war ein Fingerzeig für die anstehenden Pflichtspiele nach der Asien-Reise im Supercup zu Hause gegen RB Leipzig (12. August) und den Bundesligastart in Bremen eine Woche später. Das Mittelfeldzentrum werden mit großer Wahrscheinlichkeit Joshua Kimmich (28) und Konrad Laimer (26) besetzen. Leon Goretzka (28) blieb gegen Manchester erneut nur ein Bankplatz. In der Innenverteidigung mussten Matthijs de Ligt (23) und Neuzugang Kim Minjae (26) angeschlagen passen, aber auch dieses Duo dürfte gesetzte sein, wenn es fit ist.
In der Offensive wirbelten in der ersten Hälfte die altbekannten Kräfte: Leroy Sané (27), Kingsley Coman (27), Musiala und in der Sturmspitze Serge Gnabry (28). „Wir waren sehr bemüht, die Sachen umzusetzen, die wir umsetzen wollten. In gewissen Dingen müssen wir auch noch zulegen. Das ist nicht verwunderlich nach zehn Tagen. Das Ergebnis können wir verkraften in dem Moment der Vorbereitung“, so die Marschroute von Tuchel.
Was auffiel: Ein Stürmer hätte dem durchaus flotten Spiel der Münchener gutgetan. Einer wie Harry Kane. Tuchel: „Es ist kein Geheimnis, dass wir eine neue Nummer neun suchen. Ich habe keine neuen Erkenntnisse erwartet vom Spiel. Wir hätten uns auf jeden Fall mehr Torchancen herausspielen und besser abschließen können.“
MANUEL BONKE