In Japan ist das Protokoll bei offiziellen Anlässen minutiös geplant – und wird strengstens befolgt. Das durfte die Delegation des FC Bayern beim Empfang der Gouverneurin der Präfektur Tokio in deren Regierungsgebäude hautnah miterleben. Bereits im Vorfeld wurden Dutzende Mails versendet, um die Begegnung zwischen Gouverneurin Yuriko Koike (71) mit dem Bayern-Präsidium um Herbert Hainer (69) und seinem Stellvertreter Dieter Mayer (67) zu ermöglichen. Unter anderem wurde auf die Kleiderordnung hingewiesen sowie auf das Mitbringen von Visitenkarten. Zusätzlich zu Hainer und Mayer umfasste die Delegation des deutschen Rekordmeisters neun weitere Personen, weshalb am seitlichen Flügel der Räumlichkeiten eine entsprechende Anzahl an Stühlen fein säuberlich aufgereiht waren, wo die Vertreter des FC Bayern Platz nehmen mussten.
Auf exakt 13 Uhr war der Termin angesetzt, und als die Uhr 12.58 Uhr anzeigte, forderte eine Stimme aus dem Off alle Anwesenden auf, sich von ihren Plätzen zu erheben. Als Yuriko Koike pünktlich den Raum betrat, verbeugten sich die Gäste standesgemäß vor der mächtigen Politikerin. Und erst als sie das Zeichen zum Hinsetzen erteilte, nahmen alle wieder Platz. Einhellige Meinung aller: Die Frau hat ihren Laden im Griff. Das sah auch Präsident Hainer so: „Ich bin immer wieder begeistert von der Organisation und der Disziplin, wie minutiös alles abläuft. Trotzdem ist man herzlich und freundlich.“
Der Club hätte die Reise nach Japan laut dem Vereinsoberhaupt auch angetreten, um gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Kontakte zu knüpfen: „Wir wollen dazu beitragen, die Beziehungen unserer beiden Kulturen weiter zu vertiefen.“ Hainer, der als früherer Vorstandschef von Adidas bereits häufig in Tokio war, geriet regelrecht ins Schwärmen: „Ich denke, die Welt kann insgesamt sehr viel von Japan lernen. Von einer Kultur, die nicht nur in ihrem Sport stets Perfektion, Harmonie und Ausgleich zum Ziel hat.“ Doch auch die Gouverneurin zeigte sich begeistert: „Ich habe gehört, der FC Bayern ist elfmal hintereinander Deutscher Meister geworden? Sie müssen unbesiegbar sein!“ bok