Fußball-Frauen-WM

Gutes Image, starke Quote

von Redaktion

FRANK HELLMANN

5,61 Millionen Menschen haben am Montag das ZDF eingeschaltet, um die DFB-Elf gegen Marokko siegen zu sehen. Die Damen feierten ein 6:0 – und der Sender konnte sich über 60 Prozent Marktanteil freuen. Eine sensationelle Quote, erhofft worden waren zwei, maximal drei Millionen. Als das Spiel in Melbourne um 18.30 Uhr begann, war es in Deutschland 10.30 Uhr morgens, der Zuspruch wird durch die neue Möglichkeit zum Arbeiten aus dem Homeoffice natürlich begünstigt. Und noch immer gibt es Nörgler und Neider, die dem Frauenfußball solchen Zuspruch nicht wirklich gönnen. Weil die DFB-Frauen ja angeblich nicht mal die U 15-Jungs von den Central Coast Mariners schlagen würden. Legt irgendjemand bei Olympia die Leistungen im 100-Meter-Sprint der Geschlechter übereinander? Wo der Quervergleich dagegen hilfreich ist: Das Spiel der Männer-Nationalmannschaft jüngst gegen die Ukraine – es war das 1000. Länderspiel der DFB-Geschichte – haben im ZDF gerade mal 4,57 Millionen gesehen. Diese schwache Quote wurde übrigens damit begründet, dass ja schon um 18 Uhr (!) angepfiffen wurde.

Es deuten sich also fast tektonische Verschiebungen in der Beliebtheit an. Dafür gibt es einige Gründe wie Bodenständigkeit oder Leidenschaft der Spielerinnen – und ein fairer Umgang miteinander. Es laufen gerade WM-Spiele ohne viel Theatralik und Aggressivität. Ein wichtiger Faktor in Zeiten, in denen die Menschen sich nach friedfertiger Ablenkung sehnen. Nichtsdestotrotz wünschen sich Fans natürlich deutsche Erfolge. Die Männer haben ein Jahr vor der Heim-EM in ihren Testspielen erneut das Vertrauen mit Füßen getreten, während die Frauen noch auf der Sympathiewelle von der EM in England schwimmen. Zur Erinnerung: Fast 18 Millionen schalteten am 31. Juli 2022 ein, um das in der Verlängerung verlorene Finale gegen den Gastgeber zu verfolgen. Kein Spiel erreichte später bei der Männer-WM in Katar so eine Quote, nicht mal Deutschland gegen Spanien zur Primetime.

Ob jetzt bei Deutschlands zweitem Gruppenspiel gegen Kolumbien, am Sonntag um 11.30 Uhr in der ARD, sieben, acht oder vielleicht sogar zehn Millionen am TV-Gerät sitzen, ist eigentlich egal. Wichtig ist nur, dass Popp & Co. weiter auf dem Platz alles geben und sich außerhalb nicht verstellen – was jedoch mit der stark steigenden Aufmerksamkeit nicht ganz so einfach ist.

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