Fukuoka – Auf der Tribüne sprang Florian Wellbrock auf und feuerte seinen Trainingspartner an: Unten im WM-Becken schwamm Lukas Märtens zwar schneller als der ausgeschiedene Goldkandidat jemals zuvor – doch seine zweite Medaille glitt ihm auf den letzten Metern noch aus den Händen. „Auf den letzten 50 gingen mir die Reserven aus“, gab der 21-Jährige nach seinem fünften Platz im Finale von Fukuoka über 800 m Freistil zu: „Da war einfach eine Leere.“
Lange hatte der WM-Dritte über 400 m das hochkarätige Feld angeführt, anfangs sogar auf Weltrekordkurs. Bei der letzten Wende war Märtens noch Dritter – und auf Kurs, für den überraschend schon im Vorlauf gescheiterten Wellbrock in die Bresche zu springen. Doch US-Olympiasieger Bobby Finke schnappte ihm Bronze hinter dem Tunesier Ahmed Hafnaoui und dem Australier Samuel Short weg.
Dass er in 7:39,48 Minuten Wellbrocks deutschen Rekord unterbot, war für Märtens zunächst nur ein schwacher Trost. Erst müsse er die „Wut im Kopf abbauen“, die sich aber nur gegen ihn selbst richte, „ich will niemanden verprügeln von meinen Konkurrenten“.
Eine knappe Stunde später fehlten Lucas Matzerath 15 Hundertstelsekunden zu Bronze über 50 m Brust. Der EM-Dritte, der schon zwei Tage zuvor über die doppelte Distanz eine Medaille nur um einen Wimpernschlag verpasst hatte, musste sich mit dem sechsten Platz zufrieden geben. Mit der gemischten Lagenstaffel schloss der 23-Jährige den vierten Wettkampftag in der Marine Messe auf Rang acht ab.
Für den vierten Weltrekord in Fukuoka sorgte die australische Staffel-Olympiasiegerin Mollie O’Callaghan, die bei ihrem Überraschungssieg über 200 m Freistil (1:52,85) die alte Bestmarke des italienischen Stars Federica Pellegrini aus dem Jahr 2009 knackte. Vor dem Finalabschnitt hatte Wellbrock im WM-Becken noch seine Bahnen gezogen, Bundestrainer Bernd Berkhahn schaute mit Stoppuhr in der Hand genau zu. Nach dem rätselhaften Vorlauf-Aus am Dienstag gilt die ganze Konzentration den abschließenden 1500 m. Im Vorlauf am Samstag und im Finale tags darauf will der Olympiasieger möglichst seinen Triumph von 2019 wiederholen – und sich damit nach Doppelgold im Freiwasser zum ersten deutschen Dreifach-Weltmeister im Schwimmen krönen.
Rätsel gibt auch Brustschwimmerin Anna Elendt (21) auf. Die letztjährige Vize-Weltmeisterin hat ihr WM-Programm rigoros zusammengestrichen – um Kräfte zu sparen. sid