Spa-Francorchamps – Er ist der Mann der Stunde in der Formel 1, wenn man Überflieger Max Verstappen weglässt. Vor dem letzten Rennen vor der Sommerpause am Wochenende in Spa sind sich die Experten einig: Nico Hülkenbergs Comeback ist mehr als gelungen. Mit starken Vorstellungen im Qualifying macht der Emmericher regelmäßig auf sich aufmerksam. Sonntags allerdings verpasst ihm sein Haas-Renner immer wieder einen Dämpfer. Das Auto frisst die Reifen so sehr, dass Hülkenberg im Rennen meist nach hinten durchgereicht wird.
Deshalb sendete der 35-Jährige nach dem Großen Preis von Ungarn einen Hilferuf. Tenor: Haas solle sich ein Beispiel an McLaren nehmen. „Die machen es vor. Am Anfang der Saison sind sie in Saudi-Arabien noch hinter uns gefahren und haben es komplett mit Updates herumgerissen. Sie haben quasi ein B-Auto gebracht, was ziemlich beeindruckend ist.“ Fest steht: Deutschlands einziger Hoffnungsträger in der automobilen Königsklasse muss verbal Vollgas geben, denn ein Fahrer von seinem Kaliber will nicht ewig hinterherfahren, obwohl sein Vertrag für 2024 bei Haas nur noch Formsache ist.
Sky-Experte Ralf Schumacher sieht das kritisch. Für Hulk „wäre jede Option besser als Haas“, schreibt er in seiner Kolumne. „Man hat den Eindruck, dass in den anderen Teams mehr Potenzial steckt. Bei Williams wird beispielsweise viel Geld investiert und dort ist neuer Schwung reingekommen, aber auch bei Alpha Tauri. Bei Haas hat man dagegen den Eindruck, dass Stillstand herrscht.“ Und der ist in der Formel 1 bekanntlich Rückschritt. Hülkenberg befindet sich also in einem Dilemma. Haas hat ihm das Comeback ermöglicht, doch der reifenmordende Rennwagen zementiert auch seinen Ruf als Qualifying-Spezialist. Schumacher: „Er hat das Image, dass er ein perfekter Qualifyer ist, aber im Rennen das Potenzial nicht ganz ausschöpfen kann – und deshalb will er unbedingt ein gutes Auto haben. Ich glaube, da hadert er jetzt, dass er nicht die Möglichkeit hat, das zu beweisen. Ich finde trotzdem: Er macht einen super Job.“
Hülkenberg muss deshalb so schnell wie möglich raus aus der Haas-Falle. Doch welche Möglichkeiten gibt es in Zukunft? Zwei Varianten sind dabei nicht unmöglich. Bei Red Bull schaut man genau hin, was die Leistungen Hülkenbergs betrifft. Besonders im Verstappen-Lager kommen Hülkenbergs überragende Leistungen gut an. Der Weltmeister könnte sich in Zukunft gut Hülkenberg als Teamkollege statt des ungeliebten Mexikaners Sergio Perez vorstellen. Unsere Zeitung erfuhr: Das wurde schon an oberster Stelle platziert. Wohlwissend, dass Perez für 2024 noch einen Vertrag hat. Doch Verträge sind in der Formel 1 oft das Papier nicht wert.
Auch beim Audi-Team werden Hülkenbergs Leistungen mit Interesse verfolgt. Ein starker deutscher Pilot wäre sicher willkommen, wenn die Ingolstädter, die jetzt schon 25 Prozent des Sauber-Teams besitzen, 2026 offiziell einsteigen. RALF BACH