Löst Sulejmani das Sturmproblem der Löwen?

von Redaktion

Der Neuzugang reagiert gelassen auf Jacobaccis Neuner-Suche – Ex-Trainer Trares schwärmt

München – Sportlich gab es bei den Löwen zuletzt zwei zentrale Themen: die Torflaute der vorhandenen Offensivkräfte, Vertragsdebatte um Fynn Lakenmacher inklusive. Und die Sehnsucht von Trainer Maurizio Jacobacci nach einem Neuner, der erfahren ist, Tore garantiert, das ganze Team aufwertet. Nahezu täglich ploppen Gerüchte um potenzielle Sturmkandidaten auf. Die Frage ist, was das mit einem macht, der genau ins Suchraster passt und bereits da ist: mit Valmir Sulejmani, 27, der Mannheim, den Auftaktgegner der Löwen, 2019 in die 3. Liga schoss. Ein Mittelstürmer im besten Alter, der schon in allen drei deutschen Profiligen gespielt hat. Müsste Sulejmani nicht mal die Hand heben und vorsichtig anmerken: Hey Trainer, ich bin auch noch da!?

Im Gespräch mit der Presse wird schnell klar, dass der Niedersachse mit kosovarischen Wurzeln kein Typ ist, der sich in den Mittelpunkt drängt – es dürfte allerdings auch schwer werden, ihn zu übergehen. Dazu ist er zu sehr Teamplayer, zu positiv im Umgang mit seinen Mitmenschen, auch wenn sie Konkurrenten sind. „Laki und ich versuchen uns in jedem Training zu pushen“, sagt der Neulöwe: „Ich kenne ihn ja noch aus Hannover, da war er ein kleiner Knirps. Jetzt ist er so ein Bär! Bei dem Körper gehe ich fast unter.“

Sulejmani sprüht, wenn er solche Sätze raushaut. Überhaupt ist er einer, der gerne und viel erzählt. Emotionale Details aus seiner Kindheit in einer Flüchtlingsfamilie („Mit Klamotten aus dem Altkleidercontainer“), von seinem frühen Aufstieg bei „96“, wo er schon mit 17 in der Bundesliga ran durfte (insgesamt zehnmal) – und von seinem Papa Bajram, der sein größter Fan ist, aber auch ein strenger Kritiker. „Mein Vater sagt immer: Du trägst meinen Namen auf dem Rücken, also mach keinen Unsinn.“

Dass Unsinn eher nicht von ihm zu erwarten ist, weiß Bernhard Trares zu berichten, Sulejmanis Trainer in gemeinsamen Waldhof-Tagen (2018-20). „Bei mir hat er sehr gut funktioniert“, berichtet das Löwen-Idol: „Er ist ein klassischer Mittelstürmer, der mit dem Rücken zum Tor lauert, gut auf Flanken reagiert, links wie rechts fast gleichstark ist. Er bringt Spielintelligenz mit, auch eine hohe Sozialkompetenz. Er ist ein feiner Kerl, den ich damals gerne behalten hätte. Leider hat er sich nach einer Verletzung für etwas anderes entschieden.“ Erst für eine Rückkehr nach Hannover, danach für einen Wechsel zum 1860-Rivalen Ingolstadt.

Dass Sulejmani nach seiner erfolgreichen Waldhof-Zeit (54 Spiele/28 Tore, 16 Assists) nicht mehr annähernd auf so eine Topquote kam, hat nach Ansicht von Trares mit einem Missverständnis zu tun. „Für mich ist er ein zentraler Stürmer, auch wenn er oft links oder rechts eingesetzt wurde. Ich denke nicht, dass das seine Position ist. Für mich ist er ein echter Neuner, der auch von seiner Spielweise zu 1860 passt.“ Sprich: Sulejmani sei einer, der kämpft, sich reinhaut, fürs Team ackert. Trares: „Genau das, was die Leute in Giesing sehen wollen.“

In einem Stadion, wo seit 2017 regelmäßig die besten Torjäger der jeweiligen Ligen ihr Unwesen treiben. Ist es Sulejmani sogar zuzutrauen, ein Kultstürmer wie Sascha Mölders zu werden? Oder zu treffen wie Marcel Bär in seiner ersten Saison? Trares legt sich fest: Ja, 20 Tore plus hat X hat auch Sulejmani im Kreuz, rein vom Können her: „Wenn er die Fitness hat und er das Vertrauen bekommt, dann kann er das auch.“

Sulejmanis selbst geht seine Aufgabe maximal demütig an. Er sagt: „Ich darf machen, was ich liebe. Das muss man einfach wertschätzen.“ Dass 1860 weiterhin eine große Sturmlösung anstrebt, akzeptiert er. Mit Toren und guter Laune will er dafür sorgen, dass Jacobacci nicht an ihm vorbeikommt. ULI KELLNER

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