Mit dem Rücken zur Wand

von Redaktion

Frauen-WM: Klare Ansage der DFB-Führung vor dem Gruppenfinale

Wyong – Am Morgen nach dem heftigen WM-Nackenschlag musste Martina Voss-Tecklenburg gleich die nächste kalte Dusche ertragen. Mitten in der Einheit sprühte der Rasensprenger auf dem Trainingsplatz los, hinterrücks erschreckt vom kühlen Nass rief die erst empörte und dann lachende Bundestrainerin: „Sagt doch vorher was! Mann, Mann, Mann. Ich bin doch schon wach!“

Dabei hatte noch am späten Sonntagabend die Aufarbeitung des bitteren 1:2 (0:0) im zweiten WM-Spiel gegen Kolumbien begonnen. Gleich morgens mussten die deutschen Fußballerinnen zur Videoanalyse antreten. „Wir wollten das schnell aufarbeiten. Unsere klare Ansage ist die Analyse“, äußerte Co-Trainerin Britta Carlson. Die Zeit drängt schließlich. Am Donnerstag geht es gegen Südkorea (12.00 Uhr MESZ/ZDF) in Brisbane ums Achtelfinale.

Ein Sieg ist Pflicht, betonte Joti Chatzialexiou als Sportlicher Leiter Nationalteams im DFB, nur so hat der zweimalige Weltmeister das Weiterkommen in der eigenen Hand: „Jetzt stehen wir etwas mit dem Rücken zur Wand. Aber wir bleiben bei uns und werden weiterhin keine Zweifel aufkommen lassen, dass wir das Spiel gegen Südkorea gewinnen werden.“ Am Ende werde das „für die gesamte Mannschaft eine Kopfsache sein“.

Da kommt die Rückkehr der erfahrenen Abwehrchefin Marina Hegering nach überstandender Fersenprellung wie gerufen. Dafür aber fällt nun ihr Back-up Sara Doorsoun (Muskelverletzung im Oberschenkel) aus. Immerhin ist auch Sydney Lohmann (Adduktorenzerrung) wieder fit und eine zusätzliche Option im Mittelfeld.

Für den Blick nach vorne sei die ausgewogene Analyse zwischen „Klartext“ und Erinnern an die eigenen Stärken hilfreich gewesen, berichtete Innenverteidigerin Kathrin Hendrich. Bei der Last-minute-Pleite sei nicht alles mies gewesen: „Jetzt nur draufzuhauen und alles wieder schlechtzureden, da bin ich auch kein Freund von.“

Zwei Erkenntnisse laut Carlson: Bei der entscheidenden Ecke in der Nachspielzeit stand die Raumverteidigung „zu tief in der Box“, zudem brauche es bessere Positionierung. Es gehe darum, „mehr in den Strafraum zu kommen, eine höhere Präsenz in der Offensive zu haben und das dann auch durchzuziehen“.

Schließlich warnte Chatzialexiou vor einem „Hammerspiel. Die Südkoreanerinnen wollen sicher nicht mit null Punkten nach Hause fahren.“ Angst vor einem blamablen Vorrunden-K.o. wie jüngst bei den DFB-Männern sei aber kein guter Ratgeber, befand Torhüterin Merle Frohms: „Wenn wir nicht daran glauben würden, dann könnten wir jetzt auch schon zurückfliegen.“ An Unterstützung aus der Heimat mangelt es nicht. 10,36 Millionen Menschen schalteten am Sonntagmittag in der ARD ein (Marktanteil 61,6 Prozent). Die Quote weit jenseits des jüngsten Männer-Länderspiels (6,35 Mio.), belegt aber eben auch, was für die Vize-Europameisterinnen auf dem Spiel steht.

Womöglich schwerer macht diese Aufgabe Colin Bell, der Nationaltrainer der Südkoreanerinnen. Der Engländer hat große Teile seiner Karriere in Deutschland verbracht, den 1. FFC Frankfurt 2015 zum Gewinn der Champions-League geführt.

Das Duell mit dem DFB-Team sei deshalb „für ihn etwas ganz Besonderes“, vermutete Hendrich, die beim Triumph in der Königsklasse dabei war: „Ich weiß, dass er seiner Mannschaft total einheizen wird.“  sid

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