Es spricht für die Führungsqualitäten von Martina Voss-Tecklenburg und Britta Carlson, dass die beiden Trainerinnen am Montag nicht nur die Schuld bei den Spielerinnen gesucht haben. Sondern Klartext redeten, dass sie am Ende keinen entscheidenden Einfluss nahmen, um ein Remis gegen Kolumbien zu retten. Ihr Team wollte zu viel – nun wird viel hinterfragt. Auch, ob die Frauen weiter von der Weltspitze weg sind als gedacht.
Ungeachtet des unglücklichen Ausgangs in dem von kolumbianischen Fans dominierten Hexenkessel von Sydney: In der Fifa-Weltrangliste mögen die DFB-Frauen zwar auf Platz zwei stehen, aber wie ein kommender Weltmeister wirkt das Team seit geraumer Zeit schon nicht mehr. Es ist nach Australien geflogen, um einen Kontrapunkt zu den unschönen Erlebnissen der Männer bei der WM in Katar zu setzen. Nun legen sich einige Mängel wie ein Abziehbild übereinander. In der Ausbildung bei den Mädchen wiederholen sich leider einige der Fehler, die auch bei den Jungs gemacht worden sind.
Einen Mutmacher gibt es aus deutscher Sicht: Mit spielerischen Lösungen tun sich auch andere schwer. Weder Weltmeister USA noch Europameister England sind bislang durch Kreativität aufgefallen, eher durch Power, Physis und Professionalität. Insofern könnte es in der K.o.-Phase einen Kampf der Systeme geben. Den Kontrapunkt setzen Spanien und Japan, die sich mit spielerischer Leichtigkeit das Weiterkommen gesichert hatten.
Deutschland kann diesen Ansatz nicht adaptieren. Es fehlen Unterschiedsspielerinnen, die instinktiv richtige Entscheidungen treffen. Lina Magull ist noch solch ein Typ Straßenfußballerin, aber gerade formschwach. Also muss es das Team mit seinen etwas hausbackenen Bordmitteln richten. Oder der Kopf von Alexandra Popp. Südkorea darf kein Stolperstein sein, aber im Achtelfinale würde vermutlich mit Frankreich eine hohe Hürde warten. Ein Gegner, der seinen Zusammenhalt wiedergefunden hat. Schwer vorstellbar, dass sich die Französinnen ein drittes Mal durch einen Doppelpack von Popp besiegen lassen würden, wie im EM-Halbfinale 2022.
Das Dumme ist, dass mit der so laut herausposaunten Mission zum dritten Stern die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit bei den Frauen ausgesprochen hoch ist. Es wird vermutlich schwierig, jetzt noch während der WM eine realistischere Anpassung vorzunehmen.
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