Singapur – Thomas Tuchel (49) hatte gerade über den Dächern Singapurs im 57. Stock des Marina Bay Sands Hotel einen guten Abend mit seinem Staff-Team, als in 10 000 Kilometern Entfernung Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (55) und sein Technischer Direktor Marco Neppe (37) wieder in Oberpfaffenhofen landeten. Das Duo war am Montag zur nächsten Verhandlungsrunde im Transfer-Poker um Wunschstürmer Harry Kane (30) aufgebrochen – konnte aber noch keinen Vollzug vermelden. Nach Informationen unserer Zeitung liegen beide Parteien in Sachen Ablöse noch 15 bis 20 Millionen Euro auseinander. Bei den jüngsten „Höflichkeitsgesprächen“ lag die Transfersumme noch unter 100 Millionen Euro, bei der nächsten Verhandlungsrunde wird diese Hürde jedoch fallen.
Trainer Tuchel wollte den möglichen Transfer am Dienstag im Rahmen der Pressekonferenz im Nationalstadium von Singapur vor dem heutigen Testspiel gegen Liverpool (13.30 Uhr, Sky) nicht kommentieren. „Vielleicht sollten wir direkt zur nächsten Frage übergehen“, sagte der Coach mit einem Grinsen.
Dass der deutsche Rekordmeister rund 100 Millionen Euro für einen Ü30-Spieler mit einem Jahr Rest-Vertragslaufzeit überweisen möchte, kann nicht jeder Premier-League-Insider nachvollziehen. Auf der Insel ist es ein offenes Geheimnis, dass Kane bereits seit Jahren mit massiven Problemen im Sprunggelenk zu kämpfen hat. Trotzdem ist der Kapitän der englischen Nationalmannschaft selten verletzt und kann in der stärksten Liga Europas eine beeindruckende Torquote vorweisen.
Kein Wunder, dass unter den Münchner Verantwortlichen folgende Meinung vorherrscht: Wenn sich Kane bei einer Mannschaft wie Tottenham so treffsicher zeigt, wird er seine Quote bei einer Spitzenmannschaft wie dem FC Bayern mit Weltklasse-Vorbereitern wie Serge Gnabry (28), Leroy Sané (27), Kingsley Coman (27) und Jamal Musiala (20) noch weiter ausbauen.
Sadio Mané (31) wiederum wird Kane keine Assists liefern. Der Senegalese wechselt zu Al-Nassr nach Saudi-Arabien. „Ich verstehe, dass er verletzt ist, aber ich bin auch nicht glücklich“, sagte Tuchel über die Trennung. Zum Abschied gab es laut Tuchel „eine lange Umarmung“. An seiner persönlich guten Beziehung zu ihm werde sich nichts ändern.
Mané soll bei Al-Nassr umgerechnet 40 Millionen Euro netto pro Jahr verdienen können. Die Bayern wiederum sollen annähernd die rund 32 Millionen Euro als Ablöse erhalten, die sie vor einem Jahr an den FC Liverpool gezahlt hatten.
Den saudischen „Goldrausch“ betracht Tuchel übrigens als „überraschter Beobachter“. Noch sei es aber zu früh für ihn, eine klare Meinung zu dem Thema zu haben.