Endlos-Poker um Kane

Noch ein wenig schief lächeln

von Redaktion

HANNA RAIF

Ein gutes halbes Jahr ist es her, da saß Uli Hoeneß in einem TV-Studio und sprach aus, was nicht nur er sich dachte. Harry Kane, sagte der Ehrenpräsident des FC Bayern, sei ein „grandioser Spieler“, aber der mögliche Transfer des Superstürmers liege rein finanziell eine Liga über dem FC Bayern. Wenig bis gar keine Hoffnung verspürten Verantwortliche, Beobachter und Fans damals; man dachte, das Problem im Sturm müsse ein anderer lösen. Dass das heute, knapp sieben Monate später, ganz anders aussieht, ist schon mal ein Erfolg – ein noch größerer wäre es, sollte der Wechsel des Wunschspielers wirklich klappen. Aber bis dahin bleibt die ganze Nummer: zäh wie Kaugummi. Für alle Beteiligten.

Kein Tag vergeht seit Wochen ohne Kane-Meldung, keine Zeitung, keine Sportsendung, kein Podcast kommt um das Dauer-Thema herum. Dabei gibt es seit geraumer Zeit relativ wenig Neues. Die Fakten – Kane hat den Bayern sein Wort gegeben, Tottenham-Boss Daniel Levy will ihn halten, die Verhandlungen dauern an – sind bekannt. Und alles, was darüber hinaus passiert, wird ausgiebig interpretiert. Die Stippvisite von Ehefrau Katie Kane in München konnte noch unter dem Leitsatz „weiteres Indiz für einen Wechsel“ verbucht werden. Nicht ganz so eindeutig war die Ausrichtung der Mundwinkel, die CEO Jan-Christian Dreesen am Montagabend bei der Rückkehr von seinem Ausflug nach London hatte. Die Bild nannte das Lächeln des Bayern-Bosses „leicht schief“. Ja, und was heißt das jetzt?! Um genau zu sein: Relativ wenig, wie so vieles in diesem Endlos-Poker.

Man muss nicht mit am Verhandlungstisch sitzen, um zu verstehen, wie das Business in seinem Kern funktioniert. Drei Parteien sind an einem Wechsel beteiligt, im Normalfall sind sich zwei relativ schnell einig, während die dritte überzeugt werden muss. Taktiert wird hüben wie drüben, finanziell wie moralisch, mit psychologischen Tricks, einer klaren Agenda und intern festgelegten Schmerzgrenzen und Deadlines. Bis man da zusammenkommt, dauert es; manchmal unfreiwillig, oft aber auch aus Kalkül. In Häppchen wird agiert – und jedes Häppchen begleitet von Medien in zwei Ländern. Alle stets bereit für die Verkündung der „big news“.

Irgendwann wird sie kommen – und das Gute ist: Allzu lange kann es nicht mehr dauern. Weniger als einen Monat ist das Transferfenster seit heute noch geöffnet. Und mit einem jüngst geäußerten Satz sprach Hoeneß ja – auch wenn er nicht überall gut ankam – wieder aus, was alle denken: „Wenn Kanes Entscheidung bleibt, kriegen wir ihn.“ Also: alle Mann noch ein bisschen durchhalten!

Hanna.Raif@ovb.net

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