München – Zuletzt haben sich beim TSV 1860 auch angestrebte Sturmlösungen aus dem Ausland zerschlagen, aus der Schweiz und Italien. In den Fokus rücken somit umso mehr die vorhandenen Offensivkräfte: Valmir Sulejmani stürmte am Samstag über die vollen 60 Minuten gegen Gladbach und löste gegen Stuttgart nach der Pause Fynn Lakenmacher ab. Die auffälligsten Szenen hatte aber ein Angreifer, der über die Seite kommt: Morris Schröter, der bei seiner besten Chance umgegrätscht wurde und kurz vor Schluss, das 2:2 vor Augen, im allerletzten Moment am Torschuss gehindert wurde.
Rechtsaußen Schröter, 151 Drittligaspiele für Zwickau, 51 Zweitligaeinsätze für Dresden und Rostock, gilt bei den Löwen als „Königstransfer“. Er hat das richtige Alter (27) und den Antrieb, um noch mal durchzustarten. Glänzt mit feiner Technik, erworben im Nachwuchs des 1. FC Magdeburg. Vor allem aber: Kaum einer ist schneller als er. Bei 1860 nicht, aber auch nicht woanders in der 3. Liga. „Mein Topspeed war 34,7. Den hatte ich auch mal in Dresden – damit war ich relativ lange Zweiter in der Zweiten Liga (hinter dem Ex-Rostocker Streli Mamba/Red.).“ Zum Vergleich: Karim Adeyemi, der aktuell schnellste Spieler der Bundesliga, ist in der Spitze mit 36,7 Sachen unterwegs, bei Paris-Blitz Kylian Mbappé wurden schon 38 km/h gemessen. Usain Bolt lief bei seinem Weltrekord 37,58 km/h, allerdings über die vollen 100 Meter.
Kurzum: Schröter braucht sich vor den Topsprintern der Branche nicht zu verstecken. Einen Turbostürmer wie ihn hatten die Löwen lange nicht, zumal er selbst über sein Leistungsvermögen sagt: „Ich glaube, ich bin über die Jahre nicht viel langsamer geworden.“ Er wähnt sich mit 27 im „besten Fußballeralter“.
Mit seinem Speed soll Schröter bei 1860 Löcher in gegnerische Abwehrketten reißen, Mitspieler einsetzen – und natürlich selbst zum Torabschluss kommen. In der 3. Liga klappte das gut (17 Tore, 25 Assists), in der 2. Liga nicht ganz so gut (1/3). Und trotzdem: Er selbst sieht es nicht so, dass er eine Liga weiter oben gescheitert ist. „Bei Dynamo habe ich über 20 Einsätze in der Startelf gehabt – mit sechs Scorerpunkten, vielen auffälligen Spielen. Leider sind wir abgestiegen, aber für mich persönlich war die Saison ordentlich.“ Und wie lief es zuletzt in Rostock? „Nicht so, dass sie gesagt haben: Du bist jetzt komplett raus. Es ist nicht so, dass sie mich vom Hof gejagt haben.“ Dennoch habe er „die Zeichen der Zeit erkannt“ – und schließlich das Angebot der Löwen angenommen, die sich bereits sehr früh in diesem Transfersommer gemeldet hätten.
Bei 1860 könnte Schröter nicht nur mit seinem Tempo ein wertvoller Spieler werden, sondern auch mit seiner Erfahrung, Der Mann mit den pinken Schuhen macht kein Geheimnis daraus, dass er „eine Führungsrolle übernehmen“ will – und mittelfristig zurück in die 2. Liga drängt. Man lasse diese Spielklasse „nicht von der einen auf die andere Sekunde los“, sagt er: „Ich würde nicht sagen, dass das Kapitel für mich bereits abgeschlossen ist. Mit einer ordentlichen Saison kann man immer noch mal die Aufmerksamkeit erregen.“ Oder vielleicht sogar mit 1860 aufsteigen? „Es gibt Vereine, die nicht diese Voraussetzungen haben wie hier, aber deswegen muss man jetzt keinen raushauen“, sagt er bedacht: „Das muss sich ja erst mal finden mit den zwölf Neuzugängen.“
Wie die 3. Liga grundsätzlich funktioniert, weiß Schröter: „Vieles läuft über den Teamgeist, die Mentalität, das körperbetonte Spiel – und dann hat jede Mannschaft vielleicht ein, zwei Spieler, die über dem Durchschnitt liegen.“ Einer dieser Ausnahmespieler, hofft nicht nur der Trainer, könnte bei 1860 künftig auf dem rechten Flügel anzutreffen sein.