Wyong – Den Plausch mit dem prominenten Überraschungsgast genoss Martina Voss-Tecklenburg sichtlich. Die Bundestrainerin strahlte, lachte lauthals los und durfte dann sogar einmal erleichtert aufatmen. Nein, nein, scherzte TV-Entertainer Elton in Richtung der Journalisten, als er nach dem Gespräch mit „MVT“ an den Trainingsplatz des DFB-Teams spazierte, er sei „nicht der neue Trainer“. Um ihren Job muss sich Voss-Tecklenburg also keine Sorgen machen…
Der Moderator lockerte die Stimmung bei seinem Besuch im deutschen Lager so kurz vor dem kniffligen WM-Gruppenfinale gegen Südkorea spürbar auf. Ohnehin wollen sich die DFB-Frauen vor dem Showdown am Donnerstag (12.00 Uhr MESZ/ZDF) nicht verrückt machen. „Klar, wir brauchen den Sieg, das ist auch unser Anspruch“, betonte Linksverteidigerin Chantal Hagel am Dienstag: „Wir versuchen, den Druck in Energie umzumünzen.“
Um ein blamables Ausscheiden in der Gruppenphase ganz sicher zu verhindern, benötigen Alexandra Popp und Co. einen Erfolg – ansonsten droht wie bei den Männern 2018 der Vorrunden-K.o. gegen Südkorea. Dass sich die möglichen Konsequenzen bei einem Scheitern in Brisbane nicht vollends ausblenden lassen, gab Melanie Leupolz zu.
„Der Druck ist da“, sagte die Mittelfeldspielerin. Durch die bittere und unnötige Last-Minute-Pleite gegen Kolumbien (1:2) habe sich das DFB-Team die Situation „selbst zuzuschreiben“. Aber, betonte sie, „wir sind total optimistisch.“
Eine positive Stimmung alleine wird dem deutschen Team aber wohl kaum die drei Punkte bringen. Die Anfälligkeit bei Standards muss abgestellt und die Offensivpower aus dem Auftaktspiel gegen Marokko (6:0) wiedergefunden werden. Es gehe darum, mit der „nötigen Überzeugung und Mut vors Tor zu spielen – und dann konsequent zu sein“, meinte Hagel, die erneut hinten links als Ersatz für Felicitas Rauch auflaufen dürfte.
Ob es im Vergleich zum enttäuschenden zweiten Gruppenspiel zu personellen Veränderungen kommen wird, ließ die Bundestrainerin bislang nicht durchblicken. Klar ist, die DFB-Frauen erwarten ein „sehr spielstarkes“, „technisch versiertes“, aber auch „relativ kleines“ südkoreanisches Team, das in Gruppe H bislang ohne Punkt da steht. Kopfballstärke, das betonte Leupolz, könne deshalb entscheidend sein.
Genau das würde für eine Nominierung von Lea Schüller als zweite Spitze neben Kapitänin Popp sprechen, in diesem Fall müsste wohl die zuletzt schwächelnde Lina Magull Platz machen. Sicher fehlen wird Sara Doorsoun, die erfahrene Marina Hegering steht dafür vor ihrer Rückkehr ins Abwehrzentrum. Rauch (Knieverstauchung) absolvierte wieder ein lockeres Lauftraining.
So oder so müssen sich die Vize-Europameisterinnen steigern, um die Euphorie in der Heimat weiter zu befeuern – und noch mehr Menschen vor die TV-Geräte zu locken. Die Traumquote vom Sonntagmittag (10,36 Millionen in der ARD, Marktanteil 61,6 Prozent) sorgte jedenfalls für Begeisterung im Team. „Es freut uns, wenn die Zahlen immer weiter steigen“, sagte Hagel.
Das große Interesse zeigt aber auch, dass für die deutschen Fußballerinnen einiges auf dem Spiel steht. Heißt es nun also „Blamieren oder Kassieren“? Moderator Elton, der mit dem Besuch ein Versprechen einlöste, weil er es nicht zur EM im Vorjahr nach England geschafft hatte, konnte sich einen kessen Spruch in Richtung der Asiatinnen angesprochen auf sein Quizformat als Devise fürs DFB-Team nicht verkneifen.
Dieses Motto gelte am Donnerstag aber aus seiner Sicht für „Südkorea, weil die werden sich blamieren und viele Tore kassieren“. sid