Manchester/Frankfurt – Taliso Engel setzte sich nach seinem neuerlichen Meisterstück triumphal auf die Leine, spannte unter dem Jubel von Freundin Kim und seinen Eltern die Muskeln an. Mit nur 21 Jahren erklomm der Para-Schwimmer zum dritten Mal den WM-Thron auf seiner Paradestrecke 100 m Brust. Und dieser Titel von Manchester bedeute ihm „noch mal mehr“, betonte er. Denn schließlich ist es das Happy End einer schlimmen vorparalympischen Saison.
Neben seiner angeborenen Sehbehinderung muss Engel seit dem Jahreswechsel schließlich noch mit einer weiteren Beeinträchtigung zurechtkommen – auf dem rechten Ohr hört er nichts mehr. „Für Leute wie mich ist das Hören schon extrem wichtig“, erklärte der Paralympicssieger von Tokio in seinem Blog: „Ich habe mit meinem Gehör immer sehr viel von meiner Sehbehinderung kompensiert.“ Auch im Sport habe er „mit dem Ohr ziemlich gestrugglet“. Eine „harte Saison“ liege hinter ihm.
Los gingen seine Probleme im Silvester-Trainingslager in der Türkei. Nach dem Hinflug ging der Druck auf dem rechten Ohr nicht mehr weg, als Folge einer Mandelentzündung wurde eine starke Mittelohrentzündung diagnostiziert. Ein Riss des Trommelfeldes kam noch hinzu, sehr viel Blut und eitrige Flüssigkeit liefen aus dem Ohr. „Der absolute Horror“, so Engel rückblickend. Mehr als einen Monat konnte er keinen Sport machen, bekam gar im März noch Kortison.
Vor allem Gleichgewichtsprobleme machten ihm beim Schwimmen schwer zu schaffen, schränkten die Vorbereitung massiv ein. Aber: „Mittlerweile alles wieder gut. Ich habe nicht mehr diesen Schwindel, den ich am Anfang hatte“, sagte der Franke.