München – Als Familie ist man nicht immer einer Meinung. Auch nicht in der des FC Bayern. Aktuelles Diskussionsthema: Braucht der deutsche Rekordmeister einen neuen Sechser an der Seite von Joshua Kimmich (28)? Nein, sagt Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß (71). Der Bayern-Patron sieht die Lücke im defensiven Mittelfeld durch die ablösefreie Verpflichtung von Ex-Leipzig-Star Konrad Laimer (26) als geschlossen. Ja, sagt Trainer Thomas Tuchel (49).
„Wir haben keinen richtigen defensiven Sechser, der sehr defensiv denkt, der darauf achtet, dass da hinten nichts passiert, dem es mehr um den Schutz der eigenen Defensive geht“, befand der Coach jüngst in Singapur. Darauf angesprochen, antwortete Kapitän Kimmich selbstbewusst: „Ich bin ein Sechser.“ Für Tuchel sei der Nationalspieler indes „unser Stratege, der alles gerne macht und alles kann“. Aber eben kein ausschließlich defensiv denkender Mittelfeldspieler – keine sogenannte „Holding Six“ – die er eben gerne in seinen Reihen hätte. „Wir haben das jetzt nicht, das ist die Wahrheit“, betonte auch Innenverteidiger Matthijs de Ligt (23).
Das Sechser-Thema wird seit Wochen kontrovers diskutiert. Nach Informationen unserer Zeitung machte Tuchel von Anfang an in der Transfer-Taskforce seinen Wunsch nach einem defensiv denkenden Mittelfeldspieler klar. Er will einen Spielertyp wie ManCity-Star Rodri (27) oder Declan Rice (24). Am Engländer waren die Bayern dran, er entschied sich aber für einen Wechsel von West Ham zu Arsenal. Fakt ist: Die Sechser-Optionen mit Bayern-Format sind äußerst rar gesät – und würden rund 100 Millionen Euro kosten. Wie beispielsweise Aurelien Tchouameni (23) von Real Madrid.
Die Bayern schätzen den Spieler sehr. Ein Wechsel ist aufgrund der Vertragslaufzeit bis 2028 und der damit einhergenden hohen Ablöse allerdings äußerst unwahrscheinlich. Edson Alvarez (25/Vertrag bis 2025) von Ajax Amsterdam wollte Tuchel 2022 schon zu seinem Ex-Arbeitgeber Chelsea lotsen. Wie unsere Zeitung erfuhr, kennt der FC Bayern die für eine Verpflichtung des Mexikaners relevanten Zahlen. Ajax soll für Alvarez 37,5 Mio. Euro fordern. Bei den Bossen gibt es aber Zweifel.
Zur Wahrheit gehört auch: Mit seinen Statistiken zählt Kimmich zu Europas besten Sechsern der Vorsaison. Und: Champions-League-Sieger ManCity und Real Madrid agieren beispielsweise mit drei statt zwei Mittelfeldspielern im Zentrum. Vielleicht ein Lösungsansatz mit den vorhandenen Profis? Auf dem Papier schon, auf dem Platz hat Tuchel andere Vorstellungen. Allein dass der Trainer knapp einen Monat vor Transferschluss den Weg über die Öffentlichkeit sucht, spricht Bände.
Das Thema ist bereits kontrovers diskutiert worden, das nächste Taskforce-Meeting ist die kommenden Tage angesetzt. Es trifft sich eine große Familie – mit verschiedenen Vorstellungen. Fortsetzung wird also folgen.