Aus, vorbei, das nächste DFB-Debakel – und über allem steht eine Frage: Wie konnte es so weit kommen? Die Ursachen sind vielschichtig, und wie so oft ist der Erfolg der Vergangenheit immer eine Gefahr für die Gegenwart. Viel zu lange haben Funktionäre, Trainerin, Spielerinnen darauf gesetzt, dass sich alles doch wieder fügen möge wie im vergangenen Sommer, als die DFB-Frauen bei der EM in England die Herzen eroberten. Als am Ende fast 18 Millionen Menschen beim Finale einschalteten. Es spielte kaum eine Rolle, dass Alexandra Popp & Co. ohne Trophäe von der Insel zurückkehrten.
Danach wurde nach vielen Auszeichnungen versäumt, die Sinne zu schärfen. Auch von der Trainerin wurde zu viel Rücksicht genommen. Auf die Topvereine VfL Wolfsburg und FC Bayern, der mit seiner verspäteten Abstellung von fünf Nationalspielerinnen völlig daneben lag. Der erste Teil der Vorbereitung in Herzogenaurach war entwertet. Dass die Generalprobe gegen den bei der WM komplett überforderten Neuling Sambia in die Hose ging, hätte ein Weckruf sein müssen. War die Niederlage aber offenbar nicht, denn dasselbe Muster wiederholte sich in der Nachspielzeit gegen Kolumbien.
War diese Niederlage noch erklärbar, gibt das Versagen gegen Südkorea Rätsel auf. Deutschland ist an sich selbst gescheitert. Und unweigerlich muss die Parallele zum Aus der Männer bei der WM 2018 in Russland gezogen werden – auch gegen Südkorea. Wer die aktuelle Verfassung der Männer ein Jahr vor der Heim-EM und dazu das EM-Aus der U 21 nimmt, kommt um die Schlussfolgerung nicht herum: Der deutsche Fußball liegt am Boden.
Von einem gebrauchten Sommer sprach der Sportliche Leiter Nationalmannschaften, Joti Chatzialexiou, der im Verband wohl keine Zukunft mehr hat. Auch die Bundestrainerin hat Fehler gemacht: falsche Reize gesetzt, zu feste Rollen vergeben. Und sie hat auf das falsche Quartier bestanden: das trostlose Basecamp in Wyong. Es braucht grundsätzliche Korrekturen. Die Spielerinnen müssen raus aus ihrer Social-Media-Wohlfühloase, wo überall nur beste Laune verbreitet wird, aber unangenehme Themen nicht angesprochen werden. Voss-Tecklenburg muss einiges hinterfragen – auch sich selbst.
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