Ein neuer Mann für Augsburg – und eine neue Tonlage

von Redaktion

Der Schweizer Marinko Jurendic wird Sportdirektor und löst auf der Bank Stefan Reuter ab

VON GÜNTER KLEIN

Augsburg – Stefan Reuter (56) hat dieses spezielle selbstironische Schmunzeln. „Mancher Schiedsrichter wird sich vielleicht freuen“, sagt er. Beim FC Augsburg steht eine sichtbare Änderung bevor, der Geschäftsführer Sport wird bei den Bundesligaspielen nicht mehr unten auf der Bank sitzen wie in all den Jahren, seit er im Januar 2013 beim FCA anfing. Die Auftritte des Weltmeisters von 1990 waren auf ihre Weise legendär. Eine letzte Einschätzung in eigener Sache: „Es ist nicht aus Selbstschutz. Ich freue mich auf eine neue Perspektive von der Tribüne.“

Ermöglicht wird der Rollenwechsel dadurch: Augsburg hat, gut ein Jahr, nachdem der Vorsatz gefasst wurde, „dass wir uns breiter aufstellen“ (Reuter), einen Sportdirektor gefunden: Marinko Jurendic (45), ein Schweizer mit kroatischen Wurzeln, Frau, Sohn und Border Collie, er kommt vom FC Zürich, wo er 2022 (mit Andre Breitenreiter als Trainer) Schweizer Meister wurde. In Zürich hat Jurendic die Transfergeschäfte für die neue Saison noch erledigt und „mit gutem Gewissen einen Schlusspunkt gesetzt“. Beim FCA fing er diese Woche an, bei seiner Begrüßung lobte er die Mannschaft, die ihn am Samstag mit einem 3:1-Testspielsieg gegen Ajax Amsterdam beeindruckt hatte.

Am kommenden Wochenende gastieren die Augsburger bei den italienschen Clubs Salernitana und SSC Neapel, und Jurendic wird erstmals seine neue Rolle besetzen. Auf der Bank sei er „einer, der für Ruhe sorgen sollte, der aber auch für uns einsteht“. Doch wie er während der Spiele agiert, das wird nur ein Ausschnitt seiner Arbeit sein, für die der Bundesliga-15. der abgelaufenen Saison ihn geholt hat. Und auch wenn Marinko Jurendic aus seiner Schweizer Perspektive sagt, „dass schon die Zugehörigkeit zur Bundesliga ein großer Erfolg ist“, so ist ihm bewusst, dass die Augsburger in ihrer 13. Saison ein Stück nach oben kommen wollen. Er war Spieler, Trainer, er gestaltete in Zürich die erste Meisterschaft seit 2009 und lebte etwas, das man auch in Augsburg gerne sehen würde: Integration des eigenen Nachwuchses. „In Zürich bestand der Profikader bis zu 50 Prozent aus Spielern unserer Akademie.“ Jurendic sagt vorsichtshalber: „Dass das auch hier sein wird, kann ich nicht garantieren.“

Als der FC Augsburg ihn wegen des Postens als Sportdirektor ansprach, musste Jurendic sich erst kundig machen, „denn, um ehrlich zu sein, war mir der FCA inhaltlich kein Begriff“. Nach einem zweitägigen Besuch in Bayerisch-Schwaben war er aufgeschlossen. „In der Deutsch-Schweiz richtet man den Blick auf die Bundesliga“, da sei ein Angebot grundsätzlich reizvoll.

Jedenfalls kommen neue Ideen nach Augsburg – und eine etwas andere Sprache. Den Transfermarkt, der noch geöffnet ist, nennt Jurendic „rollend“.

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