Nach Asien ist vor Neuer

von Redaktion

Bei Bayern steht ein Torwart-Gipfel an: Bosse, Trainer und Sommer blicken auf Genesung – Tapalovic kein Thema

München – Erst am Samstag kommt es zum Wiedersehen, denn zumindest einen freien Tag hat Thomas Tuchel seinem reisegestressten Team nach dem zehntägigen Asien-Trip verordnet. Sachen auspacken, kurz durchschnaufen, dann geht’s weiter im Programm. Und dann wird auch all das wieder ein Thema, was in den eineinhalb Wochen daheim passiert ist. Sorgenkinder gibt es ja genug im Kader des FC Bayern. Und es gibt vor allem diese eine Personalie, die so heikel ist, dass man sie beim Rekordmeister am liebsten gar nicht öffentlich kommentiert.

Sehr wenig wurde in Tokio und Singapur über Manuel Neuer gesprochen – und damit folgt man einer Linie. Denn nach Informationen unserer Zeitung versteht man intern schon seit Monaten nicht so genau, warum regelmäßig Meldungen zu einem möglichen Comeback-Zeitpunkt des seit Dezember verletzten Kapitäns aufploppen. Zunächst war es der Trainingsstart, dann die Asien-Reise, später der Bundesliga-Auftakt. Inzwischen geht die Neuer-Seite von einer Rückkehr spätestens nach der Länderspielpause im September aus – und die Bayern: wollen so wenig Druck wie möglich ausüben. Dass trotzdem dieser Tage ein „Neuer“-Gipfel geplant ist, ist nur logisch. Trainerteam und Bosse müssen die Lage so bewerten, dass Entscheidungen getroffen werden können. Von Neuers Genesung hängt in diesem Club viel, sehr viel ab.

Ein Blick geht da freilich auf Yann Sommer, der sich zwar in Asien sehr loyal gab, aber lieber heute als morgen zu Inter Mailand wechseln würde. Im Vor-EM-Jahr braucht der Schweizer Nationalkeeper Spielpraxis – und zwar mehr als die zwei, drei, vielleicht vier, fünf, sechs Spiele, die Neuer ihm noch Platz im Tor lassen würde. Eine Freigabe soll der 34-Jährige erst bekommen, wenn Ersatz da ist. Einig sind sich die Kaderplaner, dass sie in diesem Sommer keine hohe Ablöse für einen neuen Torwart zahlen wollen. Wie im Fall von David Raya (27/Vertrag bis 2024 bei Brentford). Weiterhin eine Option für die Bayern ist Bono (32/Vertrag bis 2025) vom FC Sevilla.

Nicht ganz so brisant, aber latent präsent ist auch der Name Toni Tapalovic, „einen feinen Kerl und super Torwarttrainer“, wie Sven Ulreich in Singapur betonte. Während Neuer selbst seiner Enttäuschung gleich nach der Beurlaubung seines Intimus öffentlich Luft gemacht hatte, sprach sein Vertreter nun erstmals über das überraschende Aus des langjährigen Coaches. Ulreich gab zu: „Natürlich kam das für Manu und auch für mich sehr überraschend. Es war in der Form auch nicht hundertprozentig nachvollziehbar.“ Allerdings betonte der Mann, der gestern 35 wurde, auch, dass Tapalovic-Nachfolger Michael Rechner „sehr gute Arbeit“ leiste. Das übrigens denkt Neuer auch. Die anfängliche Skepsis ist gewichen,

Inzwischen sieht Neuer sogar einen großen Nutzen in den neuen Reizen seitens Rechner. Auf das Know-how von Tapalovic aber verzichtet der 37-Jährige trotzdem nicht. Nicht an der Säbener Straße, aber im Privaten tüftelt man gemeinsam am Comeback-Plan. Nach Informationen unserer Zeitung soll das wohl so bleiben. Eine offizielle Rückkehr des aktuell beurlaubten Tapalovic ist nicht akut angedacht. Nach wie vor wird er bezahlt; „noch“, so hört man aus der Boss-Etage. Und man hört auch: Alles hängt von Neuers Genesung ab. H.RAIF/P.KESSLER

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