Aufbruch ohne Aufbruchstimmung

von Redaktion

Jacobacci sieht Löwen mental bereit für neue Saison – Hiller bleibt Nummer 1

VON ULI KELLNER

München – Der letzte Gast der alten Saison ist auch der erste Gast in der neuen. Natürlich werden da Erinnerungen wach: Beide Kontrahenten, die Löwen und der SV Waldhof, hatten den Aufstieg 2023 als Ziel ausgerufen – und beendeten die Saison tatsächlich im Gleichschritt: Mannheim auf Platz sieben, 1860 einen Platz dahinter. Die Folge hier wie dort: Neuaufbau ohne konkrete Ziele – und im Falle der Löwen auch ohne einen Hauch von Euphorie.

Als Maurizio Jacobacci am Freitag zur Presse sprach, verteidigte er die im Sport eher ungewöhnliche Schau-ma-moi-dann-sengma-scho-Haltung. „Ein Ziel jetzt rauszugeben, wäre nicht gut“, sagte der Löwen-Coach: „Die Mannschaft muss sich noch finden – und sie ist noch nicht komplett.“ Unter anderem wegen des fehlenden Stürmers. „Mein Wunsch ist natürlich, dort weiterzumachen, wo wir letzte Saison aufgehört haben“, sagte Jacobacci und meinte: mit Heimsiegen.

Durch Tore von Lex, Lakenmacher und Verlaat siegten die Löwen am 19. Mai mit 3:1 gegen Mannheim. Ein Ergebnis, das der Trainer auch am Samstag nehmen würde. Allerdings weiß er: Etliche Leistungsträger um Ex-Kapitän Stefan Lex sind nicht mehr da – dafür ein ganzer Strauß an Sorgen, resultierend aus einer Vorbereitung, die er selbst als anstrengend empfand. „Wir haben eine große, intensive Zeit erlebt“, sagte er: „Es war nicht einfach, dass muss man ganz klar sagen. Trotzdem freuen wir uns, dass es jetzt beginnt.“

Mental sei seine Mannschaft bereit, bekräftigte er, physisch und taktisch womöglich noch nicht: „Das erste Spiel ist immer ein spezielles. Man weiß nie: Wie spielt der Gegner? Haben wir genug gemacht? Ist man bereit und wo stehen wir?“

Angesichts von so vielen Fragezeichen lag es für Jacobacci auf der Hand, im Tor nicht auch noch ein Fass aufzumachen. Wie sich zuletzt bereits angedeutet hatte, setzt der Coach weiterhin auf Marco Hiller, der das Duell mit seinem neuen Konkurrenten David Richter gewonnen hat. „Ich habe mich für Hiller entschieden, weil er eine große Drittliga-Erfahrung hat“, sagte Jacobacci: „Er kennt bestens die Verhältnisse bei 1860. Er hat in meiner Amtszeit immer seine Leistung, vielleicht bis auf einmal, abgerufen. Dazu kommt, dass ein großer Umbruch in unserem Kader stattgefunden hat. Ich will nicht künstlich etwas verändern.“

Bewährter Torwart also, nach wie vor kein Stürmer – und wie sieht es mit dem Nachfolger für Sportchef Günther Gorenzel aus? Sämtliche unter der Woche angestrengten Gespräche brachten kein Ergebnis. Nach Informationen unserer Zeitung hat nun auch Horst Heldt abgesagt. Vorausgegangen war ein Treffen mit der HAM-Seite. Auf der Liste verblieben sind drei Namen, aber keine A-Promis aus der Liga des bundesligaerprobten Heldt.

Liga-Sender MagentaSport wird am Samstag also auf die Einschätzung eines Löwen-Sportchefs verzichten müssen. Auch diese Aufgabe muss der Trainer übernehmen. Jacobacci weiß zum Beispiel, dass es nicht leicht sein wird, gegen das lauf- und kampfstarke Team von Rüdiger Rehm ein Tor zu erzielen. Standards dürften eine große Bedeutung zukommen. „Es ist ein wichtiger Faktor“, sagt der Coach. Sein Team habe defensiv und offensiv welche „eingeübt“. Trotzdem ist er überzeugt davon, „dass wir auch aus dem Spiel heraus Chancen bekommen werden –- und wir auch bereit sein werden, Tore zu erzielen.“

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