Das Treffen der Jungstars

von Redaktion

Straßen-WM wird zum Duell Pogacar gegen Evenepoel – die Deutschen sind nur Zaungäste

Glasgow – Tadej Pogacar pocht auf die Entschädigung für das verpasste Gelbe Trikot der Tour de France, Remco Evenepoel vertraut bei der Titelverteidigung auf bekannte Stärken und sein belgisches Super-Team: Im Kampf um das begehrte Regenbogentrikot kommt es im Straßenrennen der Rad-WM in Schottland am Sonntag zum seltenen Showdown der beiden Jungstars. Der Sieg beim frühen Höhepunkt des Multi-Events in Glasgow führt nur über das prominente Duo – auf der anderen Seite dürfte das Warten der Deutschen auf den ersten WM-Titel nach 1966 weitergehen.

Pogacar (24) und Evenepoel (23) treffen im 271,1 km langen Rennen von Edinburgh nach Glasgow, das ein klassikerähnliches Profil aufweist, erst zum zweiten Mal in der laufenden Saison aufeinander. Im April gewann Evenepoel das Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich in Belgien. Pogacar war im Finale des wichtigen Eintagesrennens nach einem frühen Sturz aber gar nicht mehr dabei.

Die Folgen seines beim Unfall erlittenen Kahnbeinbruchs störten den Slowenen in der Vorbereitung auf die Tour de France. Zu zwei Etappensiegen und Platz zwei in der Gesamtwertung reichte es, das Gelbe Trikot trug dennoch der Däne Jonas Vingegaard zum zweiten Mal nach Paris.

Vuelta-Champion Evenepoel, dessen Tour-Debüt 2024 erwartet wird, war beeindruckt. „Ich denke, beide haben in diesem Jahr ein unglaublich hohes Niveau erreicht“, sagte der Belgier. „Jetzt liegt es an mir, hart zu arbeiten, damit ich in die Nähe dieser beiden verrückt guten Fahrer komme.“

Dabei bewegt sich Evenepoel längst in vergleichbaren Sphären. Im Vorjahr wurde er zwei Wochen nach seinem Gesamtsieg bei der Spanien-Rundfahrt erstmals Weltmeister. Seine Stärke bei Eintagesrennen bewies er mit dem dritten Sieg beim Klassiker von San Sebastian am vergangenen Wochenende erneut. „Das ist supergut für den Kopf. Ein solcher Start in die zweite Saisonhälfte gibt reichlich Motivation – vor allem für Glasgow“, sagte er nach seinem Coup.

Pogacar legte nach der Frankreich-Rundfahrt eine Pause ein. Sein WM-Start war lange ungewiss, letztlich entschied sich der zweimalige Tour-Sieger aber für den Angriff auf das Regenbogentrikot. Gegen Evenepoel und dessen belgisches Topteam, zu dem unter anderem Wout van Aert gehört, ist mit einer offensiven Fahrweise zu rechnen. Andere starke Eintagesfahrer wie Mathieu van der Poel (Niederlande) oder Mads Pedersen (Dänemark) wittern ihre Chance.

Für die Deutschen geht es vermutlich nicht um den Sieg. „Eine Top-Ten-Platzierung ist das Minimalziel, wir hoffen auf mehr“, sagte der Sportliche Leiter Andre Greipel: „Unser Team ist eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Rennfahrern, die mit guten Chancen auf diesen klassikertypischen Kurs gehen. Wir haben gute Chancen, das Rennen mitzugestalten.“

Fehlen wird Maximilian Schachmann, der seine Teilnahme an der WM abgesagt hat. „Leider musste ich in den letzten Tagen feststellen, dass meine Form nicht optimal ist“, sagte der 29 Jahre alte Berliner: „Darum habe ich den Platz für einen Fahrer freigemacht.“ Für den Klassikerspezialisten rückt Jannik Steimle ins deutsche Team, das von Kapitän Nils Politt angeführt wird. Zudem sind Nico Denz, John Degenkolb, Michel Heßmann und Jonas Rutsch dabei.  sid

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