Zurück aus der Hölle

von Redaktion

Krebskrank, nun Weltmeisterin: Para-Schwimmerin Semechin

Manchester – Ein Rennen gegen sich selbst sei sie geschwommen in diesem goldenen WM-Finale, sagt Elena Semechin. Damit hat sie ja Erfahrung, die letzten knapp zwei Jahre waren schließlich ein einziges Rennen gegen die eigenen Ängste, die Sorgen und das „Ding in meinem Kopf“.

Die Geschichte von dem bösartigen Gehirntumor, der kurz nach ihrem Paralympics-Sieg 2021 in Tokio diagnostiziert wurde, ist hinlänglich bekannt. Seitdem hat Elena Semechin eine harte Reise hinter sich. Im Februar erst endete ihre Chemotherapie. Sechs Monate später steht die 29-Jährige wieder an der Spitze ihres Sports.

Elena Semechin hat früh gelernt, mit Widrigkeiten umzugehen. Als Kind erkrankte sie an Morbus Stargardt, ihre Sehfähigkeit ist seither stark eingeschränkt. Dennoch ging sie unbeirrt ihren Weg. Das WM-Gold von Manchester ist ein weiteres leuchtendes Beispiel für ihre Widerstandsfähigkeit.

Den Krebs hat sie nicht besiegt, Elena Semechin weiß um die Heimtücke ihrer Erkrankung. Im Moment sei alles unter Kontrolle, aber: „Der Krebs wird irgendwann wiederkommen, das ist Fakt.“ Ihrer Lebensfreude tut das keinen Abbruch.

Im Trainingslager in Spanien hatte sie kürzlich eine Angststörung. „Da kam die Angst, ich könnte wieder Krebs haben“, sagte sie, „es ist ein Auf und Ab.“ Meistens sei ihr Himmel blau, aber dieses Mal in Spanien sei es „die Hölle“ gewesen, „mental und körperlich“.

Aber Jammern ist nicht das Ding der Elena Semechin, die fest entschlossen ist, ihr Leben jetzt „noch mehr als vor dem Krebs“ zu genießen. Viele Dinge nehme sie intensiver und bewusster wahr, und mittlerweile hat sie auch gelernt, mit ihrer Situation umzugehen. „Das macht mich stärker“, sagte sie nach ihrem WM-Coup von Manchester.

Ein Ritt durch die Hölle setzt eben oft ganz ungeahnte Kräfte frei.  sid

Artikel 1 von 11