Wien – Die Sache mit dem Champagner ging dann doch nicht ganz so gut von der Hand. Laura Ludwig nestelte noch am Korken während sich die Schweizer Europameisterinnen in ihrem Jubel schon wieder durch den Wiener Sand davonmachten. Aber in derlei Dingen ist die deutsche Beachvolleyball-Königin ja zwangsläufig aus der Übung geraten.
Erst im vergangenen Sommer war Ludwig aus ihrer zweiten Babypause zurückgekehrt. Seit Jahreswechsel nimmt sie mit Seitenwechslerin Louisa Lippmann einen neuen Anlauf. Und nun? Steht das Duo mit den vier „L“ als Nummer drei des Kontinents da. Immer besser hatten sich die beiden in diese Europameisterschaften auf der Donauinsel hineingearbeitet. Hatten auch die späteren Champions Hüberli/Brunner bis in die Verlängerung des dritten Satzes getrieben. Und sich schließlich mit einem 2:1 gegen das zweite Schweizer Gespann Anouk Vergé-Depré und Joana Mäder Bronze geschnappt. Ludwig krähte: „Ich habe Gänsehaut.“ Und wohl nicht nur Lippmann fand: „Dieses Bronze glänzt wie Gold.“
Da ist es auch erst einmal nebensächlich, dass der Coup von Wien Ludwig und Lippmann ihrem Fernziel Olympia 2024 unmittelbar näherbringt. Auf die Weltrangliste haben Kontinentalmeisterschaften wenig Einfluss – schon beim Elite-16-Turnier im heimischen Hamburg ab 16. August) müssen die beiden demnächst wieder in die Qualifikation. Doch viel wichtiger könnte die Schubwirkung des ersten gemeinsamen Edelmetalls sein.
Weil es der erste glitzernde Hinweis ist, dass die Idee dieses Teams tatsächlich aufgehen könnte. Gut eineinhalb Jahre hatten sich Ludwig und Lippmann für den Weg nach Paris gegeben. „Das ist eigentlich schon verdammt wenig. So etwas ist natürlich ein Wettlauf gegen die Zeit“, sagte auch London-Olympiasieger Julius Brink.
Wer die beiden Hamburgerinnen dieser Tage sieht, kann erahnen, wie viel Arbeit bereits in diesem Wettlauf steckt. Auch Rückkehrerin Ludwig präsentiert sich körperlich schon wieder so fit wie in ihren besten Tagen in Rio 2016. Und die Hoffnung scheint aufzugehen, dass Lippmann als eine der weltbesten Hallenvolleyballerinnen den Schritt in den Sand doch ein bisschen schneller hinlegen könnte als andere zuvor. In Wien jedenfalls spielte Lippmann so gut wie nie in ihren ersten Monaten als Standvolleyballerin. „Was sie in den letzten Wochen gemacht hat“, sagte auch Ludwig, „das war so ein krasser Schritt.“
Und so soll die Entwicklung nun weitergehen und die beiden auch in der Rangliste nach oben bugsieren. Die Sache mit dem Champagner klappt dann sicher auch ganz automatisch.