München – Die ersten Wochen in München begannen für Konrad Laimer vielversprechend. Zusammen mit Joshua Kimmich bildete der neu verpflichtete Zweikampf-Riese in den Testspielen meist das zentrale Mittelfeld des FC Bayern. Wie der 26-jährige Österreicher selbst die erste Zeit empfunden hat, erzählt er im Interview.
Herr Laimer, Sie wären gerne schon eine Saison früher zum FC Bayern gewechselt, doch RB Leipzig hatte dem Transfer einen Riegel vorgeschoben. Wie war das letzte Jahr im Leipziger Trikot?
Ich bin der Meinung, dass man sich nur auf das konzentrieren sollte, was man beeinflussen kann. Alles andere lenkt nur ab und bringt dir nichts. So habe ich mich dann in der vergangenen Saison in Leipzig verhalten. Ich habe alles für meine Mannschaft gegeben und freue mich nun auf meine neue Aufgabe beim FC Bayern.
In Leipzig und Salzburg hatten Sie den Ruf als „Pressingmonster“. Erklären Sie doch mal bitte Ihren Spielstil.
Es ist nicht immer schwarz oder weiß und es gibt als Spieler ja nicht nur eine Art, Fußball zu spielen. Für mich gibt es vier Phasen im Fußball: Ballbesitz, Spiel gegen den Ball, Umschalten mit Ball, Umschalten gegen den Ball. Und jeder Trainer hat seine eigenen Vorstellungen, wie er spielen lassen will. Daran orientiere ich mich mit meiner Spielweise.
Sie werden unter Thomas Tuchel also anders eingesetzt werden als unter Ralf Rangnick?
Genau. Ich hatte in meiner Karriere schon viele verschiedene Trainer, die viele verschiedene Ideen mit mir im Kopf hatten. Ich habe nicht nur Pressing-Fußball gespielt. Ich habe mit Trainern in Leipzig auch schon primär auf Ballbesitz gespielt. Und Thomas Tuchel hat seine eigenen Prinzipien, die er uns einimpft, damit wir uns auf dem Platz blind verstehen. Jetzt will ich mich so schnell wie möglich anpassen, um die Ideen des Trainers in die Perfektion zu treiben und der Mannschaft damit zu helfen.
Was ist Ihr erster Gedanke, wenn Sie einen Ball vom Gegner erobern?
Schnell nach vorne!
Immer?
Nein, nicht immer. Wenn ich nach der Balleroberung merke, dass wir eine Torchance kreieren können – dann versuche ich den Ball schnell nach vorne zu bringen. Es gibt aber natürlich auch Phasen im Spiel, in denen man merkt: Okay, jetzt sind wir gerade alle etwas kaputt und es wäre besser, den Ball in den eigenen Reihen laufen zu lassen. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung: Wenn man einen Ball erobert – vor allem in der gegnerischen Hälfte – und der direkte Weg zum Tor ist möglich, dann sollte man diesen Weg auch gehen.
Von einem ehemaligen U-Nationaltrainer wurden Sie als „intensivster“ Fußballer aller Zeiten bezeichnet
(Schmunzelt): Ich bin auf jeden Fall ein Spielertyp, der eine gewisse Energie mitbringt und dessen Fußball davon lebt – egal ob mit oder gegen den Ball.
Sie hatten in der Vergangenheit immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Ist das auf Ihren intensiven Spielstil zurückzuführen?
Das denke ich nicht. Meiner Erfahrung nach ist die Verletzungsgefahr sogar größer, wenn man Zweikämpfe halbherzig führt. Bei intensiven Zweikämpfen bekommt man natürlich mal einen Schlag oder einen Tritt mehr ab, aber das verheilt schon wieder (lächelt).
Joshua Kimmich hat gesagt, sie würden sich Ihre „Aktionen nehmen“. Was meint er damit?
Das müssten Sie jetzt eigentlich ihn fragen (lacht). Aber es stimmt schon: Es ist mir wichtig, nicht immer nur quer oder nach hinten zu spielen. Ich gehe gerne auch mal ins Risiko und spiele dann einen schwierigeren Pass.
Während der Asien-Tour sind Sie nicht nur mit Aktionen, sondern auch verbal vorangegangen. Macht Ihnen das lautstarke Führen Spaß?
Das kommt einfach raus (lacht). Es ist meine Art, meinen Mitspielern einen Input zu geben. Andersherum ist das für mich ja auch gut, wenn mich jemand mit Kommandos von hinten unterstützt. Ich versuche immer, meinen Mitspielern zu helfen.
Sie sind gerade einmal ein paar Wochen in München und haben bereits das Mittelfeld-Duo Kimmich/Goretzka gesprengt.
So sehe ich das nicht. Das ist auch mehr ein Thema der Medien als von uns als Mannschaft. Wir sind alle hier, um den bestmöglichen Erfolg als Mannschaft zu haben. Und das geht nur, wenn wir uns durch den Konkurrenzkampf alle gegenseitig bis zum Äußersten pushen. Das müssen wir auch, damit jeder seine Top-Leistung bringt.
Interview: Manuel Bonke