München – Alle Monate wieder – gibt es gefühlt neue Berichte über einen möglichen Comeback-Termin von Manuel Neuer (37). Nach seinem offenen Unterschenkelbruch im Dezember letzten Jahres war zwischenzeitlich von einer Rückkehr zum Vorbereitungsstart des FC Bayern Mitte Juli die Rede. Später wurde der Bundesliga-Auftakt am 18. August bei Werder Bremen ins Auge gefasst.
Und sollte dies nicht klappen, würde der Torwart spätestens nach der Länderspielpause zum Spiel gegen Bayer Leverkusen am 15. September wieder zwischen den Münchner Pfosten stehen. Mittlerweile häufen sich sogar die Berichte über ein mögliches Hinrunden-Aus. Stellt sich die Frage: Ja, was stimmt denn nun? Fakt ist: Neuer ist weiterhin überzeugt davon, ein starkes Comeback hinzulegen. Auch beim FC Bayern schätzt man die Akribie und Disziplin der Vereinslegende während seiner Reha. Club-intern zweifelt man nicht daran, dass Neuer wieder spielen kann. Aber eine ganze Saison Höchstbelastung? Da sind sich die Münchner Entscheider, so erfuhr unsere Zeitung, nicht sicher.
Auch die Ärzte sollen bei dieser Frage noch unschlüssig sein. Aktuelle Knackpunkte in seinem Aufbautraining sind Sprünge und das Spielen des Balles mit dem Fuß. Zuletzt absolvierte er mit einem Physiotrainer Einheiten hinter der blickdichten Plane. Während des Trainingslagers in Rottach-Egern wollte Neuer bei seinem Training nicht fotografiert werden. Ende Juli unterzog er sich einem zweiten geplanten Eingriff zur Entfernung von Metallteilen in seinem lädierten rechten Bein. Der FC Bayern wollte Neuer nie Druck auf seinem Weg zurück machen. Nach unseren Informationen hält man intern nun ein Comeback des mehrfachen Welttorhüters im Winter für realistisch.
Und selbst dann stellt sich die Frage, wie stark Neuer nach der Verletzung wieder zurückkommt. Seit Wochen halten die Bayern Augen und Ohren auf dem Torhüter-Markt offen. Gesucht wird ein Keeper, der die Qualitäten hat, die Nummer eins der Münchner zu sein. Gleichzeitig soll er aber auch keinen Stunk machen, falls er nach dem Comeback Neuers wieder auf der Bank Platz müsste. Ein schwieriger Spagat. Dessen sind sich auch die Entscheider bewusst.
Tenor: Die Situation sei ein Dilemma. Die entscheidenden Fragen, die man sich in der Taskforce, zu der nun auch Torwart-Trainer Michael Rechner (43) zählt, stellt: Entscheidet man sich für einen Keeper, der ein bisschen besser ist als Sven Ulreich (35)? Oder für eine Nummer klare Nummer eins? Dann bestünde das Thema, Neuer womöglich zu verärgern. Eine 1b-Lösung zu verpflichten ist die aktuelle Tendenz.
Die derzeit wahrscheinlichste Variante ist eine Leihe, um Zeit zu gewinnen und im Laufe der kommenden Saison Klarheit über Neuers Zustand zu bekommen. Ein Torwart-Kandidat ist Kepa Arrizabalaga (28/Vertrag bis 2025) vom FC Chelsea. Trainer Thomas Tuchel (49) habe ihn in der Taskforce empfohlen. Er schätzt ihn aus gemeinsamen Zeiten bei den Londonern. Im Gespräch ist eine Leihe plus Kaufoption. Neben dem Spanier ist noch Geronimo Rulli (31/Vertrag bis 2026) von Ajax Amsterdam ein konkreter Name auf der Liste des FC Bayern. Bono (32/Vertrag bis 2025) vom FC Sevilla ist wohl aus dem Rennen. Intern heißt es, der Marokkaner sei ähnlich wie Yann Sommer (34), aber schwächer.
P. KESSLER, H. RAIF, M. BONKE