Weg von der kleinen Wurstbude

von Redaktion

Im DFB-Pokal werden die kleineren Sportplätze immer seltener bespielt, viele Clubs erliegen dem Lockruf des Geldes

München – TuS Bersenbrück, SV Oberachern und TSV Schott Mainz – der Fußball-Romantiker denkt da an einen matschigen Rasenplatz, umgeben von einer Aschebahn samt kleiner Wurstbude am Spielfeldrand. Diese teils kuriosen Bilder werden im DFB-Pokal aber immer seltener. In diesem Jahr ziehen gleich sieben der 18 Amateurclubs für ihre Erstrundenpartie in ein fremdes Stadion um.

Grund dafür sind einerseits die steigenden Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an die Amateurstadien: Die Kapazitäten müssen stimmen, es muss ein ausreichendes Sicherheitskonzept geben und die TV-Übertragung muss sichergestellt sein. Darüber hinaus gibt es kurios anmutende Vorschriften wie zum Beispiel eine festgelegte Mindestgröße für Schiedsrichterkabinen.

Auf der anderen Seite bieten größere Stadien einen finanziellen Mehrwert, der neben der Antrittsprämie von 100 000 Euro einen nicht unerheblichen Betrag in die Kassen der Vereine spült. Dafür geben viele Vereine die besondere Atmosphäre auf dem heimischen Sportplatz auf.

So ist das Heimrecht für die Amateurvereine nur noch auf dem Papier verpflichtend. Denn ein offizieller Tausch des Heimrechts ist seitens DFB verboten. Der vermeintliche Heimvorteil verfällt für die Amateure durch den Umzug in professionelle Spielstätten. Die Profis dürften sich in gewohnter, professioneller Umgebung deutlich wohler fühlen, als in einer miefenden Sportplatzkabine mit knackenden Holzbänken. Das gilt in der ersten Runde in besonderer Weise für den SC Freiburg, der gegen den Oberligisten Oberachern im Dreisamstadion spielt, welches bis vor zwei Jahren noch die offizielle Heimstätte des Europa-League-Teilnehmers war.

Dass dieser Vorteil nicht immer genutzt wird, bewies Rekordsieger Bayern München, der 1994 gegen den damaligen Drittligisten Vestenbergsgreuth sensationell mit 0:1 ausschied. Der TSV zog damals ins Frankenstadion vom 1. FC Nürnberg um und bejubelte eine der größten Pokalsensationen der Geschichte.

Davon träumt auch der TuS Bersenbrück. Zwar spielt der Oberligist am Freitag nicht in Nürnberg gegen die Bayern, sondern in Osnabrück gegen Borussia Mönchengladbach, ein Sieg wäre dennoch eine Sensation. Die Begegnung wartet aber schon vor Spielbeginn mit einer Besonderheit auf: Weil der ortsansässige VfL am Montagabend gegen den 1. FC Köln ebenfalls ein Heimspiel hat, werden an der Bremer Brücke in der ersten Runde gleich zwei Partien ausgetragen.

Da die Bundesligisten traditionell auswärts in die Pokal-Saison starten, war dieses Szenario in Mainz kein Thema. Weil der FSV in Elversberg gastiert, ist die Arena für den Regionalligisten TSV Schott Mainz für das Spiel gegen Vizemeister Borussia Dortmund freigegeben. Zwar gibt der Verein einen offiziellen Heimbereich aus, erlaubt in einer Pressemitteilung aber ausdrücklich auch dort Gästetrikots. Der Rubel muss halt rollen.  sid

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