Nein, der Spaß wird unter den Reformen des DFB in der Jugend nicht leiden. Das sieht Didi Hamann falsch. Das kriegt nicht mal die Dauerspaßbremse DFB hin. Denn Fußball macht immer Spaß: ob beim Elf gegen Elf unter Flutlicht, beim Kick im Park mit Trinkflaschen als Pfosten, oder auf der Straße mit aufgeschürften Knien. Auch in Zukunft wird die Fußballjugend Spaß haben, ob sie nun im jungen Alter drei gegen drei spielt oder nicht, ob sie sich in einer Liga misst oder nicht.
Dass der Leistungsgedanke untergraben wird, stimmt. Wer im Kindesalter lernt, mit Siegen und Niederlagen sportlich und fair umzugehen und danach die Motivation zu behalten (nach beidem), hat hier einen Vorsprung gegenüber denen, die das nachholen müssen. Einen Vorsprung im Sport und im Leben. Führungsspieler, die mit Druck gut umgehen, ihn auf sich nehmen, wird es immer geben. Aber das Austrocknen des Nährbodens, auf dem solche Persönlichkeiten in der Jugend reifen können, schreitet durch diese Reformen weiter voran.
Ein Dünger für diesen Reifeprozess sind Niederlagen. Sie gehören zu großen Laufbahnen dazu. Warum werden junge Menschen dieses Karrierebausteins beraubt?
Die Antwort kann nicht der DFB geben. Denn der Leistungsgedanke, den er mit seinen Reformen so wenig wertschätzt, ist ohnehin nur noch ein Hintergedanke im Gehirn unserer Gesellschaft. Und diese Gesellschaft spiegelt der größte nationale Sportverband der Welt mit seinen 7,1 Millionen Mitgliedern. Eine Gesellschaft, die immer unsportlicher wird, obwohl sie weiß, wie wichtig Sport ist. Die keinen politischen Willen aufbringt, die Sportförderung zu verbessern, im Gegenteil: abnehmende Erfolge werden hingenommen und für eine bessere Förderung fehlt das Geld. Das betrifft den ganzen Sport.
Insofern ist die Kritik am DFB eine, die viel breiter angelegt sein müsste. Nicht nur an einem Verband.
Der DFB ist vor allem für die Kritik verantwortlich, die er an sich selbst übt. Hier wünscht man sich weniger Schönrederei, wie es Nadine Angerer (nächste Seite) sagt. Aus Fehlern lernen muss weh tun. Wie eine Schürfwunde nach einer Grätsche auf Asphalt, voller Gier auf den Ball. Aber diese Ehrlichkeit scheut der DFB – und das passt auch zum Zeitgeist, der niemanden als Verlierer da stehen lässt, der Bundesjugendspiele entwertet und Medaillen fürs Teilnehmen verteilt.
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