Verrücktes Finale

von Redaktion

Tottenham stoppt Kane am Flughafen – dann fliegt er doch nach München

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Die Fußballwelt schaute am Freitag nach London. Genauer gesagt richteten sich die Blicke auf den Flughafen Stansted, der im Nordosten der Haupstadt Großbritanniens liegt. Dort wartete seit den frühen Morgenstunden ein Privatjet des Typs Cessna 560 XL auf die Start-Erlaubnis, um Harry Kane (30) zum Medizincheck und anschließender Vertragsunterzeichnung nach München zu fliegen.

In der Nacht hatten sich der FC Bayern und Tottenham Hotspur mündlich auf den Transfer verständigt und alle Rahmenbedingungen geklärt. Es war eigentlich alles angerichtet für den Rekordtransfer des deutschen Rekordmeisters. Eigentlich. Um 7.30 Uhr britischer Zeit hätte der Flieger mit dem neuen Bayern-Stürmer in in Richtung Oberpfaffenhofen abheben sollen und Kane war laut englischen Medien bereits auf dem Weg zum Flughafen. Doch plötzlich verschob sich der Abflug um mehrere Stunden nach hinten.

Tottenham-Chairman Daniel Levy (61) wollte plötzlich noch Summen und Arten der im Vertrag verankerten Bonuszahlungen nachverhandeln. Daraufhin drehte der Stürmer um und wurde in ein Haus der Familie in der Nähe des Flughafens im Nordosten Londons gebracht. Dort wartete Kane offenbar auf die Flugerlaubnis. Gegen 11.30 Uhr wurde der Flug dann komplett annulliert. Parallel glühten zwischen Levy und Bayern-Vorstandschef Jan-Christian Dreesen (55) die Leitungen.

Das Verhalten des Spurs-Chefs sorgte in der Münchner Chefetage für große Irritation, immerhin beträgt das Ablöse-Volumen inklusive Bonuszahlungen wohl über 110 Millionen Euro! Doch Dreesen und Finanzvorstand Michael Diederich (57) blieben cool, ließen sich nicht beirren – und meisterten ihre Feuertaufe als neues starkes Führungsduo des deutschen Rekordmeisters dank guter Zusammenarbeit souverän. Das sollte sich aber erst Stunden später zeigen.

Als Thomas Tuchel (49) um 13.30 Uhr zur Pressekonferenz vor der Supercup-Partie am Samstag gegen RB Leipzig (20.45 Uhr, Sat 1 und Sky) erschien, konnte er noch keinen finalen Vollzug vermelden: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran. Das kann ich bestätigen. Das ist ja kein Geheimnis mehr.“

Trotzdem wich der Bayern-Trainer auch der Frage nach einem möglichen Kane-Einsatz im Supercup aus: „Ganz schön viel Konjunktiv. Es sind alle Möglichkeiten offen. Zunächst ist das Entscheidende, dass er unser Spieler ist. Und das ist er im Moment noch nicht.“ Trotzdem bestätigte Tuchel zum Abschluss, dass der Club alles versuche, um „den Kapitän der englischen Nationalmannschaft aus England rauszuholen. Wir arbeiten an diesem großen Transfer. Das zeigt, wie wichtig ein Stürmer für uns ist“.

Kurze Zeit später meldete sich Tottenham-Coach Ante Postecoglou (57) zu Wort. Er hätte zwar keinen genauen Einblick in die ganze Sache, aber so wie er es verstanden hätte, sei der Deal weit fortgeschritten, dass es passieren werde: „Es sieht so aus, als würden wir ohne Harry weitermachen.“

Um 17.50 Uhr deutscher Zeit war es dann so weit und Kane hob dann endlich in Richtung München ab, um seinen Vertrag zu unterzeichnen. Um kurz nach 19 Uhr betrat er bayerischen Boden. Es folgte die internistische Untersuchung bei den Barmherzigen Brüdern und der sportmedizinische Check an der Säbener Straße. Danach war Kane offiziell Münchner.

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