„Wir können in München gewinnen“

von Redaktion

Leipzigs Kevin Kampl über die Chancen gegen Bayern im Supercup und Ex-Kollege Laimer

München – Fehlpassgefahr für Kevin Kampl. Der Mittelfeldspieler von RB Leipzig muss im Supercup gegen den FC Bayern an diesem Samstag (20.45 Uhr/Sky und Sat.1) aufpassen, dass er den Ball nicht aus Versehen zum Ex-Kollegen Konrad Laimer spielt. Mit unserer Zeitung spricht Kampl über die Chancen gegen Bayern, den Verlust des Teamkollegen, die Entwicklung von RB Leipzig – und seine Rolle als Anführer.

Herr Kampl, 3:5 ist der Supercup im Vorjahr aus RB-Sicht ausgegangen. Warum läuft es diesmal andersrum?

Erst einmal freuen wir uns wieder auf die Begegnung. Es ist die einmalige Chance, mit lediglich einem Sieg einen Titel zu holen. Am Ende der vergangenen Saison haben wir gesehen, dass wir in München durchaus gewinnen können (3:1 am 33. Spieltag, Anm. d. Red.). Das gibt uns Selbstvertrauen für die Aufgabe am Samstag.

Die erfolgreiche Titelverteidigung im Pokal, die Rückrundentabelle der Bundesliga (ein Punkt hinter Bayern), der Rekordtransfer von Josko Gvardiol: Was ist der größte Beweis dafür, dass es bei RB Leipzig in die richtige Richtung geht? Und was fehlt noch, um dauerhaft als dritter Titelanwärter neben dem FC Bayern und Dortmund zu gelten?

Ein Blick auf die letzten beiden Spielzeiten zeigt, dass wir auf einem sehr guten Weg sind. Es war wichtig für uns und den Verein, dass wir einen Titel holen – nun sind es schon zwei in Folge. Zudem haben wir uns zum sechsten Mal in sieben Jahren für die Champions League qualifiziert. Um die Meisterschaft zu gewinnen, braucht es aber Konstanz über 34 Spieltage. Darauf arbeiten wir hin.

Im Vorjahr haben Sie neben Konrad Laimer gespielt, nun spielt er auf der anderen Seite – und hinterlässt mächtig Eindruck. Ist er der „perfekte“ Sechser für Bayern? Wie groß ist die Lücke, die er bei RB hinterlässt – spielerisch und menschlich?

Dass Konni einer der besten Sechser der Liga ist, muss jedem bewusst sein. Und natürlich haben wir auch eine echte Persönlichkeit verloren. Dennoch haben wir auch in diesem Transfersommer wieder für sehr guten und talentierten Ersatz gesorgt. Seitdem ich hier bin, mussten wir immer wieder Leistungsträger abgeben. Aber wir haben immer wieder sehr gute Lösungen gefunden, diese zu ersetzen.

Sie gelten als Leader in einem Club, der in vielen Teilen der Republik kritisch gesehen wird. Warum hat genau dieser Verein es geschafft, dass Sie sich hier „heimisch“ fühlen – und nicht mehr „getrieben“, wie Sie selbst über Ihre früheren Profi-Jahre sagen?

Der Verein passt einfach perfekt zu mir. Meine Familie fühlt sich hier extrem wohl und der Club und die Menschen haben es geschafft, dass ich sesshaft werden konnte. Ich genieße hier eine sehr große Wertschätzung und konnte außergewöhnliche Dinge mit RB Leipzig erleben. Sei es das Champions- und Europa-League-Halbfinale, aber vor allem die beiden Pokalsiege.

Sie sind jetzt „32, aber noch nicht 112“, wie Sie selbst sagen. Beweisen Sie der Liga gemeinsam mit Thomas Müller und Mats Hummels heuer, dass „alte“ Profis die besseren sind? Und war/ist ein Karriereausklang in anderen Ländern – wie bei vielen Saudi Arabien – kein Thema für Sie?

Ich glaube nicht, dass Spieler wie Mats Hummels oder auch Thomas Müller groß beweisen müssen, wie wichtig sie für ihre Teams sind. Erfahrung spielt eine große Rolle im Fußball. Gerade auch nach den vielen jungen Neuzugängen hier in Leipzig, sehe ich es als meine Aufgabe, die Mannschaft mit meiner Erfahrung gemeinsam mit den anderen zu führen und den Jungen den Start zu vereinfachen. Ich bin mehr als glücklich hier und mein älterer Sohn wird bald eingeschult. Da wird es keine großen Abenteuer mehr geben, denn das Wohl meiner Kinder steht immer an erster Stelle.

Trotzdem planen Sie schon für die Zeit nach der Karriere, als Trainer. Von Xabi Alonso schwärmen Sie. Welche weitere Fußball-Lehrer spielen für den künftigen Stil von Coach Kevin Kampl eine Rolle?

Ich habe schon den ein oder anderen spannenden Trainer kennengelernt und durfte mit einigen bereits zusammenarbeiten. Sei es Kloppo (Jürgen Klopp, Anm. d. Red.) aus meiner Dortmunder Zeit oder auch Julian Nagelsmann und Marco Rose bei RB. Jeder bringt seine eigenen Komponenten ins Spiel, die ich mir ganz genau anschaue.

Und ein Supercup-Titel im Lebenslauf würde dem Coach Kampl sicher auch noch zusätzlichen Respekt verschaffen, oder?

Nicht unbedingt (lacht). Titel sind nicht unbedingt das, was einem Trainer Respekt verschafft. Es ist viel mehr die Überzeugung im Coaching und das Know-how im Fußball. Aber darüber muss ich mir noch keine Gedanken machen. Noch stehe ich selbst auf dem Platz.

Interview: Hanna Raif

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