München – Der Blick von Jan-Christian Dreesen sprach Bände. Als Harry Kane am Sonntagmittag sein neues Trikot in die Kameras hielt, musste der CEO des FC Bayern immer wieder grinsen. Lange, sehr lange hatte er gemeinsam mit seinen Taskforce-Kollegen auf diesen Moment hingearbeitet, er wollte ihn daher einfach genießen. Als der 55-Jährige das Podium der Allianz Arena nach der gut vierzigminütigen Vorstellung des Superstars aber verließ, ging die Arbeit weiter. Nun, wo die Baustelle im Sturm endlich geschlossen ist, rückt die nächste in den Fokus. Und die Suche nach einem neuen Keeper, das gab Dreesen zu, gestaltet sich nur ungleich leichter als der Kaugummi-Poker um Kane.
„Wir hoffen, dass wir zeitnah eine Lösung für die Situation präsentieren können“, sagte der Bayern-Boss am Tag nach dem verlorenen Supercup-Finale. Dass die Chancen dafür aber seit Ende letzter Woche enorm gesunken sind, war ihm genau wie seinen Vorstandskollegen mehr als bewusst. Dreesen gab zu, dass sich der Deal mit Wunschkandidat Kepa Arrizabalaga vom FC Chelsea in letzter Sekunde zerschlagen habe. Ursprünglich für den gestrigen Sonntag war die Vorstellung des 28-Jährigen vorgesehen, bevor er sich letztlich für einen Wechsel zu Real Madrid entschied, weil die Königlichen nach dem Kreuzbandriss von Thibaut Courtois ebenfalls dringend auf der Suche nach einem neuen Schlussmann waren.. Dass sich dann auch noch Kandidat Geronimo Rulli von Ajax Amsterdam am Wochenende schwer an der Schulter verletzte, macht die Sache nicht einfacher. Stand jetzt führt die Spur zu Sevillas Bono. Problem: Er wäre kostspielig.
Nach Informationen unserer Zeitung sind die Bayern-Chefs Ende der Woche, nachdem Kepa abgesagt hatte, zunehmend nervös geworden. Der Kontakt zur Bono-Seite, der seit Monaten besteht, wurde intensiviert; ein Selbstläufer aber ist die Sache nicht. Während die Bayern nämlich mit Blick auf eine mögliche Rückkehr von Manuel Neuer (Dreesen: „Im Laufe des zweiten Halbjahres“) eine Leihe präferieren, will Sevilla den 32-Jährigen am liebsten verkaufen. Rund 20 Millionen Euro wären dann fällig für einen Mann, über den – so ist zu hören – in Bayern-Kreisen gesagt wird, er sei nicht besser als Yann Sommer. Dass zudem PSG Interesse zeigt, sollte Keylor Navas den Verein verlassen, kommt erschwerend hinzu. Auch andere finanzkräftige Clubs haben sich erkundigt.
Dreesen gab sich gestern „überzeugt, dass wir bis zum 1. September eine Lösung finden werden“. Es gebe noch „andere Gedankenspiele“. Auch über den vereinslosen David de Gea gibt es Gerüchte. Trotzdem durfte man aus der Tatsache, dass der CEO die aktuelle Nummer eins Sven Ulreich ungefragt lobte, schon Schlüsse ziehen. Dreesen sagte: „Wir haben einen Torwart, der immer da ist, wenn es schwierig ist. Wir sind sehr froh, dass Sven da ist.“ An den drei Gegentreffern gegen Leipzig war der 35-Jährige nicht schuld. Auch im Verein merkt man, was Ulreich selber betonte: „Ich habe das Zeug dazu, Manu zu ersetzen.“ hlr, bok, pk